… UND DAS KRIPPERL EINE LEERSTELLE BRAUCHT
Man sollte jetzt zu Beginn des Advents vielleicht einmal sagen, was diesbezüglich nicht in der Bibel steht. Denn die Hirten sind schon allerorts unterwegs an die Krippe. Dort wird kurz ein Getöse vom Himmel her sein und der Engel Hallelujah erschallen. Die Hirten bringen bares Erstaunen mit. Sonst nichts. Jedenfalls wird nicht berichtet, dass sie ihre Blockflöten ausgepackt hätten. Das hätte die Anwesenden vielleicht verschreckt.
Lieblicher ist in diesen Tagen der Duft der Weihnachtsbäckerei. Das hat etwas Meditatives. Solange die Sache in den eigenen vier Wänden bleibt. Darüber hinaus ist das eine – neudeutsch: – challenge! Ein Wettbewerb. Wer hat die besten, schönsten, meisten! Fein, dass jemand den Glühwein dazu erfunden hat, denn so gut die Guatl (neudeutsch: Platzerl) auch sein mögen: beim dritten Teller fängt’s irgendwann zu stauben an, und man erinnert sich an Gerhard Polt, der an ähnlicher Stelle empfiehlt, ganz flach zu atmen.
Flächendeckend poltert auch schon der Weihnachtsmann durch die Gegend. Mit dem sollte man letztlich vielleicht ähnlich gnädig sein wie mit den Blockflöten. Auch wenn unser 2014 verstorbener Pfarrer Anton Niedermeier, Gott hab in selig, ihn immer inbrünstig „den Weihnachtsdeppen“ genannt hat. Ist er einerseits auch. Andererseits steckt unter seinem Gewand halt doch auch der Nikolaus, der Santa Claus, der lange Zeit auch bei uns die Weihnachtsgeschenke brachte. Bis man protestantischerseits, manche sagen, der Luther selbst war’s, entdeckte, dass es in Wirklichkeit das Christkind ist, das uns beschenkt. Und so kam’s.
Inzwischen ist die Verwirrung komplett, weil der Nikolaus oft auch wieder einen Haufen Geschenke bringt.
Eine ähnliche challenge (s. o.) wie das Guatlbacha ist das Kripperlbauen. Das hat der Überlieferung zufolge mit Franz von Assisi begonnen, der 1223 erstmals eine lebende Krippe inszenierte. Reine Krippendarstellungen sind schon älter, aus der Antike bereits kennt man entsprechende Abbildungen, zwar ohne umstehende Menschen, aber mit Ochs und Esel (in Bezug auf das alttestamentarische Prophetenwort Jesaja 1,3).
Bei den Kripperln, die heute viele mit so viel Liebe zu Symbolik und Detail kunstfertig arrangieren, sollte man nicht vergessen, sich als Betrachter mit hineinzunehmen – vielleicht lässt man einen Platz für sich selbst zum Hin(ein)stellen frei. _Markus Tremmel