Ein kleines Wortspiel zu Beginn kann ich mir einfach
nicht verkneifen: Wer jemanden linkt, tut nicht recht,
und einer, der rechts steht, kann ganz schön link
sein – und andersrum. Da habe ich auf alle Fälle recht.
Und recht haben ist schön, vor allem schön einfach.
Es ist schön, wenn die anderen das auch denken,
denn wer recht hat, bekommt Zustimmung, und Zustimmung heißt
Anerkennung, und Anerkennung steigert das Selbstwertgefühl,
und von dem kann man doch eigentlich gar nicht genug kriegen, oder?
Es ist ja auch schön einfach. Besonders kluge
Rechthaber schauen erst einmal zu, lassen die anderen erst mal machen.
Dann, wenn sich bei den anderen erste Schwierigkeiten einstellen,
schießen sie schnell und ohne großen Kraftaufwand, quasi
aus der Hüfte, eine prompte Lösung in das Publikum. Die
hat vor allem einen Vorteilt: Sie existiert nur verbal, und ob sie
funktioniert, kann in diesem Moment (zum Glück, recht oft)
nicht überprüft werden. Sie schützt den Rechthaber
vor Kritik und ermöglicht ihm immer das Image eines klugen,
denkenden Menschen, der – wie er oft selbst meint – zum Unglück
der anderen halt nicht rechtzeitig gefragt wurde.
Seien wir uns mal ehrlich: Wer von uns hat sich nicht
schon so verhalten? Bei den Rechthabern kann man verschiedene Kategorien
unterscheiden: Da sind die einen, die auf Nummer sicher gehen, abwarten,
was andere machen und dann den eigenen Vorschlag setzen.
Und da gibt es die anderen, die grundsätzlich
immer alles besser wissen. Die haben auch ohne Publikum recht, von
Haus aus und wahrscheinlich genetisch bedingt, sozusagen. Außerdem
gibt es noch die psychologisch angehauchten, eher sanften Rechthaber.
Sie treten gerne als Grübler auf oder als laut Nachdenkende.
Sie reflektieren sozusagen in den Raum hinein, wirken dabei irgendwie
schon fast weise. Sie sind großzügig genug, es den anderen
zu überlassen, zu sagen: Irgendwie hast du recht.
Da wir wahrscheinlich alle schon mal irgendwie recht
hatten oder es noch tun werden, die ganze Welt also sozusagen recht
hat, dann hat folglich auch keiner wirklich unrecht. Und das führt
uns doch, fast auf geheimen Pfaden, zu einer alten Weisheit, die
da besagt: Es ist eben alles eine Frage des Standpunktes.
Und das lassen wir jetzt einfach so stehen. Und haben
sicherlich recht damit. (jh)