Da hat sich natürlich schon Blödel-Barde Mike Krüger
darüber ausgelassen und die Nippel durch die Lasche gezogen. Aber
erstens wird dieses Thema praktisch bei jedem Neukauf eines technischen
Gerätes wieder akut. Und zweitens hat es mittlerweile eine ganz
neue und eigene Dimension erreicht.
Erraten, von Gebrauchsanweisungen ist hier die Rede. Und von den Wortschöpfungen,
die uns insbesondere Hersteller aus Südostasien und anderen Dumping-Preis-Ländern
im Lauf der Jahrzehnte schon beschert haben. Da entsteht beim Lesen der
Gebrauchsanweisung beispielsweise der Eindruck, dass hier der Hersteller,
nicht selten ein Konzern, keine Kosten und Mühen gescheut und ein
Wörterbuch in der erforderlichen Landessprache angeschafft hat –
und dieses dann einem Mitarbeiter in die Hand gedrückt haben muss,
der zuvor vielleicht nur wusste, dass Deutschland schon mal Fußball-Weltmeister
geworden ist.
Inzwischen liegt allerdings die Vermutung nahe, dass manche Gebrauchsanweisungen
ganz offensichtlich auch einen pädagogischen Hintergrund haben.
Es wäre die einzig logische Erklärung, warum die Gebrauchsanweisung
für ein simples Fernsehgerät annähernd den Umfang eines
Taschenbuchkrimis haben muss. Weshalb dann selbst der technisch durchaus
versierte Mensch über Wochen erst einmal gar nicht zum Fernsehschauen
kommt, weil er eben in dieser Zeit die Gebrauchsanweisung studieren muss.
Was gewisse Soziologen wiederum wohl mit einem gewissen Wohlgefallen
sehen.
Andererseits haben es auch die Hersteller ganz offensichtlich nicht
ganz leicht. Warum sonst fühlte sich der Fabrikant eines klassischen
und somit eigentlich simplen Espresso-Kochers wohl gemüßigt,
folgenden Absatz in seine Gebrauchsanleitung aufzunehmen: „Die
Kaffeemaschine ist ausschließlich zum Kaffeekochen gedacht. Gebrauchen
Sie daher keine Surrogate oder Zutaten wie Kakao, Gerste, Tee, Kamille
usw … Geben Sie ausschließlich Wasser in den Kleinkessel.“ Mal
abgesehen von dem etwas gewöhnungsbedürftigen Wort „Kleinkessel“,
offensichtlich sind schon Leute auf die Idee gekommen, dem Kaffee mit
Kamille besondere Würze und dann vielleicht Limonade in den Kleinkessel
zu geben.
Doch lässt man solche ja wohl eher ungewöhnlichen Fälle
einmal unberücksichtigt, würde es doch wirklich zumeist reichen
zu sagen, welcher Knopf für welche Aufgabe gedacht ist. Und für
den Rest: Learning by doing! Und im Zweifelsfall schaut man ins Internet
in eines der einschlägigen Foren. Oder fragt den eigenen Sohn.
Was nicht empfohlen werden kann, das sind diese so genannten Hotlines.
Die nämlich nur so heißen, weil sich die Kabel erhitzen, wenn
man stundenlang auf einen der freundlichen Mitarbeiter wartet.
Allerdings kann wiederum so eine Gebrauchsanweisung dafür sorgen,
dass die Laune wieder besser wird: „Mit sensazionell Modell GWK
9091 Sie bekomen nicht teutonische Gemutlichkeit fuer trautes Heim nur,
auch Erfolg als moderner Mensch bei anderes Geschleckt nach Weihnachtsgang
aufgegessen und laenger, weil Batterie viel Zeit gut lange. Zu erreischen
Gluckseligkeit unter finstrem Tann, ganz einfach Handbedienung von GWK
9091.“ Wenn man so etwas liest, das lässt doch einfach schmunzeln.
Und Weihnachten oder auch Pfingsten sind gerettet.
pebe