Jean Jacques Rammerl

Jede Frau hat einen oder sogar mehrere. Männer haben ebenfalls mindestens einen. Und Kinder natürlich auch. Und doch sind nur ganz wenige Menschen mit ihm zufrieden. Mit ihrem Vornamen nämlich.

Und dafür gibt es die unterschiedlichsten Gründe. Denn es müssen sich die Eltern, die letztlich dafür verantwortlich sind, nicht einmal für solch außergewöhnliche Namen wie Berenike, Gunilla, Momke für ein Mädchen oder Sverre, Rolex, Fokko für einen Jungen entscheiden, um für lebenslanges Unbehagen oder schlimmeres zu sorgen. Auch ganz gebräuchliche Namen wie Maria oder Erika, Karl oder Josef können beim Namensträger früher oder später Ablehnung hervorrufen, denn bei Namen kommt es auch ungeheuer auf den richtigen Zeitpunkt an.

War die Entscheidung der Eltern zwar ausgesprochen gut gemeint, sich endlich einmal nicht an Opa, Oma oder irgendwelchen Tanten und Onkeln zu orientieren, sondern den Zeitgeist zu berücksichtigen, so ist das für die Träger von Namen wie Kevin oder Dennis beispielsweise nur ein schwacher Trost. Und auch Mädchen waren nicht immer glücklich, dass sie in den 90-er Jahren zur Lisa oder Julia wurden. Wenn sie Pech hatten, kamen sie in eine Klasse mit vier bis fünf Namensvettern respektive Namenscousinen. Und wurden dann aus Gründen der Vereinfachung durchnummeriert. Was 20 Jahre zuvor natürlich auch Nicole, Sandra, Stefan oder Thomas passieren konnte.

Natürlich fragt man sich, ob es besser ist Nemo zu heißen wie ein Fisch aus einem Zeichentrickfilm oder Tyran Shaun nach einer Figur aus einer Fernsehserie. Oder einen Allerweltsnamen zu haben wie Anna oder Robert. Fatal kann es allerdings werden, wenn sich Eltern bei der Namensgebung von Figuren der Geschichte inspirieren lassen. Nennt man heutzutage einen Knaben Adolf, dann kann man ihm auch gleich noch ein paar Springerstiefel in die Wiege legen.

Wohingegen man bei dem Namen der Tochter eines russischen Kaisers gleich an die menschliche und vor allem in Bayern verbreitete Eigenart denken sollte, liebevolle Abkürzungen vorzunehmen. Denn dann wird aus der Anastasia plötzlich eine Stasi. Was auch heute noch, Jahre nach dem einst von einem Helmut propagierten Frühlingserwachen im Osten, einen seltsamen Beigeschmack hat.

Und um den Ernst der Lage einmal ganz deutlich zu machen, einst war der Namenstag zumindest hierzulande wichtiger als ein Geburtstag. Weshalb dann auch viele Menschen das Pech hatten, einfach den Namen zu bekommen, der an ihrem Geburtstag im Kalender stand. Was nicht nur zur Folge hatte, dass an Geschenken gespart werden konnte. Nein, direkte Auswirkung dieser Sitte waren dann Namen wie Nepomuk oder Kreszentia.

Womit natürlich nichts gegen die Heiligen und Schutzpatrone gesagt werden soll. Vielmehr soll hier ein Vorschlag gemacht werden. So wie es inzwischen ja auch möglich ist, bei einer Heirat den alten Namen beizubehalten oder jenen des Partners anzunehmen oder einen Doppelnamen daraus zu machen, so sollte es vielleicht auch möglich sein, mit der Volljährigkeit beispielsweise einen neuen Vornamen anzunehmen. Dann ist man wenigstens selber schuld, wenn einem der irgendwann nicht mehr gefällt.

pebe