Wenn uns die Weihnachtseinkäufe und sonstigen Vorbereitungen auf Heilig Abend und die Feiertage doch einmal die Zeit gelassen haben, vielleicht bei Kerzenschein ein paar besinnliche Minuten einzulegen, dann mag dem einen oder anderen eventuell sogar der Anlass für den gerade zurückliegenden Rummel eingefallen sein: Die Weihnachtsgeschichte.
In unzähligen Krippenspielen immer wieder zum Besten gegeben, erzählt sie von einer jungen, angehenden Familie, von Josef und der hoch schwangeren Maria, die ihren Heimatort verlassen muss, weil ein Kaiser eine Volkszählung angeordnet hat. Weshalb dann Jesus in einem Stall in Bethlehem zur Welt kommt.
Was bei den Krippenspielen meist nicht mehr erwähnt wird, ist bei Matthäus (Math. 1,18-25; 2,1-23) nachzulesen. Demnach haben drei Weise aus dem Osten im Königspalast in Jerusalem nach dem „neugeborenen König der Juden“ nachgefragt. Und so erfährt König Herodes, dass ein „Rivale“ geboren wurde, weshalb er den Kindermord zu Bethlehem befiehlt. Doch Maria und Josef werden von einem Engel gewarnt und fliehen nach Ägypten, können aber nach Herodes Tod wieder nach Palästina zurückkehren.
Weshalb man aus heutiger Sicht nur sagen kann, dass sie wirklich Glück gehabt haben. Denn heutzutage werden Menschen, denen in ihrem Land Unheil droht, nicht mehr von einem Engel gewarnt. Sie fallen eher in die Hände von Schleusern.
Und wenn sie es dann vielleicht sogar bis in ein gelobtes Land wie das unsrige geschafft haben, sie also nicht in einem Meer ertrunken oder in der Wüste verdurstet sind, dann erwartet sie allerdings kein Stall, wo sie von freundlichen Hirten besucht und von weisen Männern reich beschenkt werden. Sie werden erst einmal in Sammelunterkünften zusammengepfercht, erhalten Essensrationen, die um einiges weniger appetitlich sind als das, was hierzulande tagtäglich tonnenweise in den Mülltonnen landet.
Und wenn man einmal trotz allem Weihnachtsstress ein bisschen darüber nachdenkt, muss das ja nicht gleich heißen, dass einem der Weihnachtsstollen nicht mehr schmeckt. Man muss deshalb noch nicht einmal auf die Weihnachtsgans verzichten. Oder die ganzen Weihnachtseinkäufe zurückgeben.
Es würde ja schon reichen, wenn man sich einmal Gedanken machen würde, welche Bedeutung eigentlich in dieser Weihnachtsgeschichte steckt. Sich vielleicht gleichzeitig daran erinnern, dass seit mehr als einem halben Jahrhundert das Einzige, das uns in die Ferne treibt, der Urlaub ist. Und unter Umständen auf die Idee kommen, dass man es vielleicht auch wie die Hirten und Hl. Drei Könige machen könnte.
Nämlich Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, die in Not sind, willkommen zu heißen und zu beschenken. Besonders, weil sich die meisten von uns mit all unserem Wohlstand doch eigentlich wirklich wie die Könige fühlen können.
Wer weiß, was aus Jesus geworden wäre, wenn seine Eltern in Ägypten in einer Sammelunterkunft hätten bangen müssen, dass sie wieder zurück nach Bethlehem in die Hände von Herodes Schergen gelangen. Nur weil Bürger Angst um ihre gepflegten Vorgärten hatten, oder dass ihre Weihnachtsidylle gestört wird.
Allerdings gab es damals ja noch gar kein Weihnachten und kaum Vorgärten. Vielleicht haben deshalb die Menschen noch freundlich Flüchtlinge aufgenommen.
pebe