Und tschüss …

Ob das vielleicht an dieser unergründlichen Weite des Internets
liegt, diesem unbekannten Raum, aus dem sich die Webseiten mit
Texten und Bildern füllen? Es würde jedenfalls erklären,
warum sich bei eMails das „hallo“ so sehr eingebürgert
hat. Schließlich ruft man ja auch gerne mal „hallo“,
bevor man einen finsteren Keller betritt. Oder bevor man in ein
dunkles, verlassenes Haus eindringt, auf der Suche nach der verschwundenen
Katze vielleicht.

Doch nicht nur im Schriftverkehr hat sich manches gewandelt, ist aus
der sehr geehrten Dame oder dem sehr geehrten Herrn von einst nun zumeist
ein etwas unbestimmtes, leicht fragendes „hallo“ geworden.
Von vielen und vor allem älteren und alteingesessenen Mitbürgern
beklagt, haben sich auch in der mündlichen Anrede schon seit längerem
elementare Veränderungen ergeben.

Insbesondere in den ländlichen Gegenden unseres schönen Bayernlandes
waren noch vor einigen Jahrzehnten Begrüßung und Abschied
fast ausschließlich von einem „Griaß di“ und „Pfüad
di“ verbal umrahmt, honorige Mitmenschen wie Pfarrer, Bürgermeister
oder Raiffeisen-Vorstand bekamen ein „Grüß Gott“ zu
hören.

Nicht einmal der Flüchtlingsstrom aus dem Osten des Jahres 1945
und noch ein paar Jahre danach hatte es geschafft, daran etwas Wesentliches
zu ändern. Die Devise für die Ankömmlinge lautete damals
vor allem „anpassen“, weshalb es heute nicht wenige gebürtige
Schlesier oder Sudetendeutsche gibt, die besser Bairisch sprechen als
manch später Geborene mit einem unerschütterlichen Stammbaum,
der in seiner langen Lebenszeit gerade mal von Erding nach Taufkirchen
verpflanzt wurde.

Nein, für alles „Tschüss“, „Ciao“ und „Guten
Tag“, für das „auf Wiedersehen“ oder „Wiederschaun“, „Moin,
Moin“ oder „Tach“, das einem jetzt selbst schon im
Kramerladen der kleinsten Ortschaft des Landkreises entgegengeschmettert
wird, sind andere und anderes verantwortlich.

Zum Beispiel die Tatsache, dass es im letzten Jahrzehnt eine erneute,
kleinere Völkerwanderung von Ost nach Süd gab. Also viele Brüder
und Schwestern aus den blühenden Landschaften Thüringens, Sachsens
oder des Merkel-Landes nach Bayern kamen und natürlich auch an Vils,
Sempt und Isen.

Und eine, wenn auch bittere Wahrheit soll hier ebenfalls nicht verschwiegen
werden. Es gibt immer mehr Bayern im Allgemeinen und aus der Landschaft
zwischen Moos und Endmoräne im Besonderen, die dank stetig sinkender
Preise für Flugtickets immer häufiger in die große globale
Welt entschweben. Für die Florida, Kenia oder Bangkok quasi zur
zweiten Heimat geworden ist, von Mallorca und Ibiza ganz zu schweigen.

Und das hat natürlich ebenfalls seine Spuren hinterlassen. Will
sagen: Nicht hinter jedem „tschüss“ oder „tschau“ steht
auch ein Preuße. Nein, immer häufiger ist es ein „g‘standener“,
aber polyglotter Bayer respektive sein weibliches Pendant.

Die einzige Lösung des Problems: Wochenendseminare für Bayern
und Hinzugezogene. „Bayerisch grüßen“ in vierzehn
Tagen und für Wochenendheimfahrer auch als Abendkurs. „Ja
pfiad di Gott“, wird da der sprachlich noch nicht belastete Einheimische
sagen.

pebe