Rama dama

Zumeist wird es lieber verschwiegen, als würde dieser Tätigkeit ein Makel anhaften. Aber es passiert. Hier und heute. Morgen und anderswo. Und immer wieder. Während nämlich die einen an den Stränden und hoteleigenen Swimming Pools dieser Welt liegen, vielleicht einen Caipi schlürfen oder vergnügt den lieben Kleinen zuschauen, die gerade einen anderen kleinen Jungen ins Wasser schubsen, während also für die einen die Welt einigermaßen in Ordnung ist, weil sie Urlaub haben, denken andere, nämlich daheim gebliebene, nur an das Eine.

Zwar haben auch sie Urlaub. Aber anstatt die aktuelle Bikini-Mode begutachten zu können oder das Muskelspiel der einheimischen, sportbegeisterten männlichen Jugend, plagen sie sich mit ganz anderen Dingen. Nicht Lichtschutzfaktoren geistern ihnen durch den Kopf, sie denken an düstere Ecken. An den Keller zum Beispiel oder die Abstellkammer. Dass dort nämlich unbedingt einmal aufgeräumt werden muss. Was man natürlich schon im Rahmen des alljährlichen Frühjahrsputzes hätte erledigen können. Aber damals blieb einfach keine Zeit mehr dafür, weil doch schon Garten oder Balkon riefen, bepflanzt und betopft zu werden.

Doch jetzt gibt es einfach keine Ausrede mehr. Zeit hat man. Schließlich hat man ja Urlaub, fährt vielleicht erst in einer Woche weg oder dieses Jahr mal gar nicht, weil demnächst auch das Auto einen Nachfolger braucht. Grund genug, endlich einmal nicht nur ans Aufräumen zu denken, sondern es auch wirklich zu tun, gibt es sowieso.

Nämlich unzählige Kisten und Kästchen, von denen niemand mehr weiß, was drin ist. Dann die riesigen Packen Illustrierten und Zeitungen, die man aufgehoben hat, weil da doch noch einige Artikel waren und Rezepte, die man eigentlich aufheben wollte. Den Schrank mit den ausrangierten Klamotten, die wohlweislich nicht in die Kleidersammlung gegeben wurden, weil man ja nie weiß, ob das nicht wieder mal Mode wird oder ob die Kinder nicht reinwachsen.

Und nicht zu vergessen die kleineren und größeren Möbelstücke, die schon vor Jahren von Neukäufen ersetzt wurden. Wobei die Dicke der Staubschicht dezent darauf verweist, vor wie vielen Jahren sie aufs Altenteil geschickt wurden. Außerdem gibt es noch die zwei Hüpfbälle, die die Kinder unbedingt haben wollten dann aber doch nicht mitnahmen, als sie auszogen. Die Langlaufskier, das Kinderfahrrad mit Stützrädern, den großen Umzugskarton mit den Urlaubssouvenirs, diverse Teppiche und einen Schaukelstuhl, der schon lange nicht mehr schaukelt. Aber fürs Reparieren war eben auch keine Zeit.

Es ist keine Frage, auch der Mann ist nicht nur Jäger, in diesem Punkt zumindest gleichen sich die Geschlechter. Frauen und Männer sind eben auch Sammler. Argumentieren damit, dass man ja nie wisse. Vielleicht braucht man ja den Motorradhelm noch einmal, auch wenn man schon seit Jahrzehnten kein Motorrad mehr hat. Dabei geht es doch wohl nur darum Vergangenheit zu bewahren, Erinnerungen mit und durch Gegenstände zu erhalten.

Weshalb dann auch der heroische Entschluss, endlich einmal aufzuräumen, Keller und Kammern von unnötigem Ballast zu befreien, mitunter etwas kläglich endet. Schließlich gibt es schon Enkel oder wird es demnächst vielleicht geben. Die brauchen dann ja auch ein Fahrrad, Skier, Teppiche und einen Motorradhelm. Oder Zeitungen und Illustrierte …

pebe