Es ist ein bisschen wie mit Urlaubszielen. Mit einem idyllischen Fleckchen im Bayerischen Wald oder im Harz macht man nicht viel her. Wenn es nicht die Emirate waren, Vietnam oder Kalifornien, dann gerät man schnell in Erklärungsnot, warum es nur der Badestrand an der Ostsee war. Es muss hipp sein, weit weg, angesagt … und möglichst exotisch.
Dass sich die Exotik etwas verliert, weil es inzwischen auch auf den Fidschiinseln Hamburger gibt, tut der Sache keinen Abbruch. Womit wir schon beim Thema wären. Nämlich beim Essen. Denn einmal abgesehen davon, dass inzwischen in unseren Breitengraden eigentlich vorausgesetzt wird, dass Kirschen, Himbeeren und ähnliche Früchte ganzjährig in den Regalen der Supermärkte verfügbar sind, geht auch hier der Trend immer mehr in Richtung Globalität.
Für Früchte oder Gemüse ist kein Weg zu weit. Wozu gibt es sonst fünf Kontinente auf der Erde und Flugzeuge und Schiffe, um diese Produkte schließlich mit Hilfe von endlosen Lastwagenkolonnen vor unsere Tür transportieren zu können.
Was dann aber auch zu einer echten Herausforderung werden kann. Denn schließlich soll es noch Menschen geben, die nicht wissen, was Chayote ist, oder Arakacha. Dass Chayote zwar aussieht wie eine Birne, in Wirklichkeit aber eher ein Kohlrabi ist. Und Arakacha zwar etwas größer ist als eine Kartoffel, ansonsten aber so schmeckt. Nur mit dem Nachteil, dass man sie unbedingt schälen muss, weil die Schale bitter ist.
Weshalb man sich fragen könnte, warum man nicht gleich zur heimischen Kartoffel greift. Von der es ca. 5.000 Sorten gäbe, mit blauer, roter oder sogar schwarzer Schale, die nicht bitter ist. Leider erhält man nur wenige Sorten, denn die Vielfalt schmälert die Gewinnspannen. Nur mit einer EU-normierten Kartoffel und Dumping-Preisen für Bauern kann richtig verdient werden.
Schließlich müsste mit heimischem Gemüse noch nicht einmal auf exotische Namen verzichtet werden. Kann es doch Topinambur, Portulak oder Pastinake mühelos mit Arakacha oder Chayote aufnehmen. Und klingt es nicht exotischer, Erdbeerspinat auf dem Teller zu haben als zum Beispiel eine Bittergurke? Wobei Ersterer bei uns im Garten wachsen könnte und nicht aus Asien stammt, anders als das heimisch klingende zweite Gewächs.
Zugegeben, optisch können es manche der alten und meist schon vergessenen Gemüsesorten ebenso wenig wie viele heimische Früchte mit den gestylten Gewächsen aus den Supermarktregalen aufnehmen. Aber dafür haben sie allemal mehr ursprünglichen und eigenen Geschmack.
Oft ist auch noch mehr drin, was gesund hält und manchmal sogar gesund macht, wie in heimischem Mangold, Kartoffeln „Hermanns Blaue“ oder den Navetten (Mairübchen). Und schließlich erscheint es doch sinnvoller, zum Beispiel Okra nicht aus Afrika zu importieren, wenn sich große Teile der dortigen Bevölkerung davon ernähren.
Besser wäre es vielleicht, das Gedächtnis etwas aufzufrischen oder ganz neue Erkenntnisse über heimische Vielfalt für den Speiseplan zu gewinnen. Zum Beispiel auf dem Kraut- und Rübenmarkt am Sonntag, 23. Oktober, in Gebensbach. Dort gibt es so etwas exotisches wie Pastinaken und Topinambur.
pebe