VON BANGEN FRAGEN IM ADVENT …

… UND DEM SINN EINER HANDBREMSE

Neulich hörte ich im Radio die „bange Frage“ angesichts unserer Stromsparideen: „Wird das ein Advent mit angezogener Handbremse?“ Aha. Das ist so, als fragte man sich, ob man in einer 60er-Zone, durch die man bisher mit 180 durchgerauscht ist, jetzt mal auf 120 bremsen sollte, weil grade Blitzermarathon ist …

Jedes Jahr um diese Zeit frage ich mich, warum früher der Advent so eine beson­ders schöne und heute so eine besonders grauslige Zeit ist? Gibt’s Wochen im Jahr, die hektischer, stressiger, greller sind als
der Advent? Auf Weihnachten zu bricht der Wahnsinn aus, in allen Branchen. Es scheint, als ob alles, was man im Jahr vor sich hergeschoben hat, sich jetzt aufs Ende hin stapelt und schoppt.

Ein paar Sachen hat man wohl tatsächlich versäumt und man ahnt es. Plötzlich holt man jetzt elf vertane Monate Liebe und Aufmerksamkeit nach. Mit Geschenken, Lichtern und besinnlichen Feiern.
Könnte man das nicht besser aufs Jahr verteilen?

Bezeichnend ist auch, dass einem in den Wochen vor Weihnachten massiv die Bettelbriefe und Spendenaufrufe ins Haus und über den Bildschirm flattern.

Auf Weihnachten zu werden wir alle sentimental. Oder erkaufen wir uns bloß einen Ablass für all die Ignoranz in den elf Monaten davor? Das alles ist ja nicht unrecht – aber warum akkurat im Advent?

Andererseits: Wenn wenigstens einmal im Jahr die besinnlichen und mitmenschlichen Momente – und sei es auch noch so geballt – in den Vordergrund rücken, dann hat das seine schönen Seiten! Dann kriegen wir doch stets aufs Neue die Kurve auf unserer ansonsten unkontrollierten Fahrt durch Jahr und Leben. Die „angezogene Handbremse“ sollte keine Frage sein, sondern die Antwort!

Ich hab die Wochen vor Weihnachten als finstere, duftende und heimelige Zeit in ferner Erinnerung, wo wir Kinder als vermummte Klopfa unterwegs waren, wo wir mit dem Adventskalender auf das Christkind gewartet haben und wo höchstens ein paar Kerzen gebrannt haben und nicht s’halbe Atomkraftwerk in den Straßen.

Ja mei, als Kind ist Vieles schöner, das kannst Dir als Erwachsener halt nimmer leisten. Wirklich? Dann haben wir beim Kind in der Krippe aber irgendwas falsch verstanden. _Markus Tremmel