LÄNGERE TAGE, ALTE BRÄUCHE …

… UND EINE NEUE, LICHTE IDEE FÜR DEN BÜRGERMEISTER

Viel gibt’s ja nicht, worauf ehern Verlass ist in dieser Welt. Darauf schon: Weihnachten um an Hahnatritt, Neujahr um an Mannaschritt, Heilig Drei Kini um an Hirschensprung, Liachtmess um a ganze Stund. So taxiert man seit alters her bei uns die jetzt wieder wachsenden Tageslängen. Es hat was Beruhigendes, wenn’s noch etwas gibt, was wir trotz aller Technik zu verändern nicht imstande sind.

Auch, dass es einfach wieder lichter wird, egal wie finster wir dreinschauen.

Am 2. Februar feiern wir Maria Lichtmess, offiziell: Darstellung des Herrn. Nach altem Brauch endet damit die Weihnachtszeit, und die letzten noch stehen gebliebenen Christbäume und Krippen verschwinden aus den Stuben und Kirchen. Gemäß geltendem liturgischen Kalender ist die Weihnachtszeit schon eher vorbei: evangelisch an Epiphanie (06.01.) und katholisch mit dem Fest Taufe des Herrn (1. Sonntag nach Epiphanie).

An „Liameßn“ erhielten einst Mägde und Knechte ihren Jahreslohn, und es war der Stichtag, wollten sie ihre Dienstbotenstelle wechseln. Die Kündigung sollte im Vorjahr spätestens bis Michaeli (29.09.) kundgetan sein. An Lichtmess wurde sowohl in der Kirche als auch in den Bauernhäusern gefeiert, bevor am nächsten Tag nach dem Blasiussegen sich die ausstehenden Dienstboten auf den Weg zur neuen Stelle machten und neue einstanden.

Neben dem Rosenkranz abends vor den brennenden Kerzen, war’s ein schöner Lichtmess-Brauch, dass man sich gegenseitig beschenkte: u. a. haben die Knechte den Mägden fürs Aufbetten und Strohsackaufschütteln (und vielleicht für so manches liebe Zuzwinkern) ein geweihtes, kunstvolles Wachsstöckl vermacht, umgekehrt haben die sich bei den Knechten mit einem Stutzenglasl (ein verziertes Halbeglas mit einem Sockel/Stutzen) oder einem Zinnkrügl für vielerlei Hilfe übers Jahr bedankt.

Von Lichtmess bis Aschermittwoch schlossen sich die sog. „Schlenkltage“ an: Irta (Dienstag) und Pfinzta (Donnerstag) war jeweils nachmittags arbeitsfrei, die (einzigen) Urlaubstage der Dienstboten.

Wir sollten beim Bürgermeister anfragen, ob er solche Schlenkltage altem Brauch gemäß nicht anordnen möchert für unsere ganze Gemeinde … Ein Stutzenglasl wär’ ihm gewiss! _Markus Tremmel