Ausgabe 01/2018| 25. Januar 2018
#Höflichkeit
So, jetzt bitte ich doch freundlichst einmal die Handys und Smartphones zur Seite zu legen. Denn ich möchte über Höflichkeit sprechen.
Was nicht ganz unangebracht erscheint in Zeiten, in denen insbesondere in den sogenannten sozialen Medien Beschimpfungen übelster Art (was ist daran eigentlich sozial?) an der Tagesordnung sind. In denen selbst Politiker, die ja theoretisch eine Vorbildfunktion haben könnten, Kontrahenten lieber als Zwerge abtun, als mit stichhaltigen Argumenten zu überzeugen. Um einmal bodenständig zu bleiben und nicht in die sprachlichen Niederungen irgendwelcher fernen Präsidenten einzutauchen.
Es soll hier auch nicht ansatzweise die These aufgestellt werden, dass an diesen sprachlichen Auswüchsen einzig und allein das Internet schuld sei. Auch wenn nicht zu leugnen ist, dass sie natürlich durch die Anonymität des Internets befördert werden. Es macht eben doch noch einen Unterschied, ob ich einen Menschen beschimpfe, der mir gegenüber sitzt. Oder das Objekt meiner Häme weit entfernt und mir gänzlich unbekannt ist.
Aber was auch immer diesen so sehr rauen Ton in der zwischenmenschlichen Kommunikation befördert, er geht einher mit dem Verlust einer Eigenschaft, die mit einem Wort umschrieben wird, das eher an viktorianische Zeiten erinnert, das wie aus unserer Zeit herausgefallen zu sein scheint. Nämlich Höflichkeit.
Zitieren wir doch einmal, was uns der Duden als Synonym für dieses Wort vorschlägt. Er assoziiert damit Anstand, Aufmerksamkeit, Entgegenkommen, Freundlichkeit, gute Umgangsformen, Liebenswürdigkeit, Rücksichtnahme oder Taktgefühl. Und dann noch ein paar Begriffe, bei denen ich nicht ganz überzeugt bin, ob sie in gängigen Wortschätzen überhaupt noch vorkommen. Nämlich Manieren, Herzensbildung, Zuvorkommenheit oder Wohlerzogenheit.
Doch bevor jetzt jemand diese Publikation zur Seite legt, um ihrer-, respektive seinerseits ein Wörterbuch oder eine Suchmaschine im Internet zu Rate zu ziehen: Im Großen und Ganzen bedeuten all diese Begriffe wohl nichts anderes, als einem anderen Menschen auch mit Respekt zu begegnen. Einem Respekt, der allerdings in keinster Weise auf irgendwelchen Hierarchien beruht, nicht auf Ideologien oder Religion. Sondern einzig und allein auf der banalen Erkenntnis, dass ein Zusammenleben sehr viel angenehmer ist, wenn ich meine Mitmenschen so behandle, wie ich selber gerne behandelt werden möchte.
Ein Respekt, der Mitmenschen unbeschadet ihrer Sprache und Herkunft, ohne Ansehen von Einkommen oder Status, einfach erst einmal als Menschen sieht. Dass es eine Spezies gibt, die es einem sehr schwer macht, ein Mindestmaß an Höflichkeit zu bewahren, auch das soll nicht geleugnet werden. Aber selbst für diesen Fall wäre ja noch der Einwand möglich, dass mich ein Rest an Höflichkeit davor bewahrt, mich auf das Niveau eines solchen unerträglichen Menschen zu begeben.
Denn auch das sei nicht verschwiegen an dieser Stelle: Ein bisschen Höflichkeit macht nur dann das Leben erträglicher, wenn ich es nicht von meinem Gegenüber abhängig mache, ob Höflichkeit angebracht ist. Da muss man dann einfach durch, auch wenn jemand noch nie im Leben etwas von dieser Möglichkeit des Umgangs miteinander gehört hat.
Und um jetzt wieder bezogen auf soziale Netzwerke zeitgemäß zu sein, Höflichkeit braucht endlich einen Hashtag.
pebe