WIR MÜSSEN RATSCHEN…

… ÜBER ÖSTERLICHE SCHELLEN UND WATSCHEN

Lass uns über Ostern ratschen. Damit Du ned des Gspeispfinztakaibe, d’Karfreidaratschn oder die Karsamstapritschn wirst! Diese Ehrentitel gebühren dem, der sich an diesen Tagen zuletzt ausm Bett schält. Wer am Ostermontag nicht schnell genug ist, kann sich als „gstingerts Oar“ bezeichnen lassen. Das „Osterlampe“ am Ostersonntag wiederum täte jeder gerne sein, wobei der nervenstärkste Gewinner sich dann hektisch für das Hochamt fertig machen muss.

Der (G)Speispfinzta (Gründonnerstag) hat seinen Namen vom Herrenmahl an diesem Tag. Einst wurden am Antlass-Pfinzta auch die zeitweise vom Gottesdienst suspendierten Sünder der Gemeinde wieder in die Mahlgemeinschaft aufgenommen, was heute auch nicht mehr direkt als Drohmittel funktioniert …

Weil die nach Rom geflogenen Glocken bis zum Gloria der Osternacht verstummt sind, übernehmen die (Karfreitags-)Ratschen samt kurbelnder Ministranten deren Aufgabe. Und am Karsamstag, wenn bei den Einsetzungsworten ebenfalls die Glöckchen / Schellen schweigen, kommen stattdessen die hölzernen Pritschen zum Einsatz.

Ein fast vergessener bäuerlicher Brauch ist der Felderumgang am Ostersonntag.

Betend werden die Schalen der geweihten Eier mit Weihwasser, Palmzweigerln und kleinen geschnitzten Kreuzerln aus Palmstecken (im heurigen Osterfeuer gefirmt) an allen vier Ecken der Wintergetreide-Äcker platziert. Danach ging’s einst zum Wirt.

Eine besondere Auszeichnung hat in Wambach einmal – ummara 1944 – der Binder Sepp erhalten: Er trug als Ministrant den vom Pfarrer Kapser stolz selbst angefertigten „Driangel“ gen Osterfeuer. Der Triangel: drei Kerzen an einer Stange, Symbol der heiligsten Dreifaltigkeit, womit das heilige Feuer in die Kirche kam. Bloß hat der Sepp beim Hinausgehen die Höhe des Portals überschätzt, und der „Driangel“ hing in seinen Dochtseilen … Zunächst half dem Sepp noch der dichte Weihrauch, mit selbigem verzog sich auch der Sepp auf Armlänge vom Pfarrer … „Herr Pfarrer. Die Kerzen wackeln“, sagte der Sepp. „Du Hamme, du gsoichta“, sagte der Pfarrer und gab dem Sepp eine Watschn, dass es karsamstäglich pritschte und der Sepp fast ins österliche Fegefeuer segelte. Dann ging’s Lateinisch weiter und man sieht: Die Zeremonien an Ostern sind bisweilen nur was für Ausgeschlafene und Hartgesottene. _Markus Tremmel