DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE …

… EIN KAISER UND DREI FRAGEN

Ich möchte Dir zum Jahresanfang zwei Geschichten erzählen. Jene von den Heiligen Drei Königen kennen wir alle. Laut biblischem Text bringen sie Weihrauch, Gold und Myrrhe an die Krippe mit. Ich glaube, sie hatten nichts dergleichen dabei.

Caspar hatte die ganze Myrrhe, ein Heilkraut, unterwegs verbraucht, um damit allerhand Leiden zu lindern: Immer wieder war ihnen auf dem langen Weg jemand begegnet, der Heilung brauchte, dann die eigenen Blasen an den Füßen, die eingetretenen Dornen bei den Kamelen …

Melchior hatte schon ganz am Anfang einen Teil des Goldes einfach verschenkt – zu schwer, zu viel Energie ging fürs Aufpassen drauf, Einkäufe für die Reise, Spenden an Notleidende …

Und den Weihrauch hatte Balthasar abends gerne ins Lagerfeuer gestreut, um die oft niedergeschlagene Stimmung etwas zu heben.

Bis zur Ankunft in Bethlehem jedenfalls war von allem nichts mehr übrig. Weil die Weisen aus dem Osten intuitiv verstanden hatten, was in der zweiten Geschichte ein Kaiser erst mühsam bei einem Einsiedler erfragen musste.

Leo Tolstoi hat diese Erzählung 1903 aufgeschrieben, und es geht darin, kurzgefasst, um drei lebenswichtige Fragen des Kaisers:

1. Wann ist die wichtigste Zeit, der richtige Zeitpunkt, etwas zu tun?
2. Wer ist der wichtigste Mensch?
3. Was ist die wichtigste Sache, die zu tun ist?

Die erste Frage mögen wir alle am einfachsten beantworten: JETZT. Wann sonst können wir sicher etwas tun? Die Vergangenheit ist weg, die Zukunft nicht in unserer Hand. Danken, loben, etc.: JETZT!

Bei der zweiten Frage lohnt es sich, kurz innezuhalten … Was wäre die Antwort? Die Antwort an den Kaiser lautete: Der Mensch, mit dem Du gerade zu tun hast. Der Mensch, mit dem wir uns im Moment unterhalten, ist der Wichtigste.

Und die dritte Antwort: Handeln, sich kümmern, sich engagieren.

Die Heiligen Drei Könige meiner Version haben gehandelt, sie haben es nicht auf morgen in Bethlehem verschoben (wozu die Geschenke eigentlich gedacht waren), weil ihnen der gerade nächste Mensch wichtiger war als der neugeborene König Jesus. War Jesus enttäuscht? Ganz im Gegenteil, er hat genau das später auch vorgelebt.

Markus Tremmel