Landei trifft Stadtgewächs

Der Frühling, er lässt nicht nur wieder sein blaues Band durch die Lüfte flattern, aktuell mit einem leichten Grauschimmer durch Feinstaub und Stickoxide. Es ist auch die Jahreszeit, in der immer wieder zwei Bevölkerungsgruppen vermehrt aufeinander treffen, die aus ausgesprochen unterschiedlichen Kulturkreisen kommen. Weshalb nicht nur die kürzlich wieder einmal geäußerte Behauptung, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, zur Debatte steht.

Nein, man sollte sich auch einmal fragen, ob die Stadt zum Land gehört. Präziser ausgedrückt: Passt der Mensch aus der Stadt zum Menschen vom Land. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Integration viel fliegender Global Player, Nerds und Nachtschwärmer aus den Metropolen in den ländlichen Gegenden hat trotz millionenschwerer Programme noch nicht funktioniert.

Zwar hat die verkehrstechnische Anbindung von Weltstädten wie der bayerischen Landeshauptstadt München an die ­Regionen im sogenannten „Speckgürtel“ dafür gesorgt, dass die Ghettobildung früherer Jahrzehnte und Jahrhunderte aufgebrochen wurde. Es gibt also inzwischen wesentlich mehr Berührungspunkte zwischen ländlicher und städtischer Bevölkerung.

Aber, um die ganze Wahrheit nicht zu verschweigen, mitunter haben sich daraus auch neue Probleme ergeben. So zum Beispiel, wenn im Märzen und auch in den Folgemonaten der Bauer zwar nicht mehr die Rösslein anspannt, aber mit seinem PS-starken Traktor und gigantischem Jauchewagen zu den Feldern und Wiesen unterwegs ist. Und dabei insbesondere an Wochenenden auf ebenso PS-starke Automobile von Stadtbewohnern trifft, die nach Natur gieren. Spätestens hier zeigt sich eine Kluft, gebildet von einem höchst unterschiedlichen Lebensgefühl und -rhythmus.

Während der Eine die Fahrt nutzt und der Natur die adäquate Aufmerksamkeit schenkt, möchte der Andere möglichst schnell an dem ins Navi eingegebenen Ziel ankommen, um endlich sein Mountainbike oder Rennrad aus dem Kofferraum des SUVs zu holen.

Womit dann auch gleich der nächste Konfliktstoff vorgegeben ist. Glaubt doch die Mehrzahl dieser Radsportler mit ihren High-Tech-Maschinen, dass sie mit dem exorbitanten Preis auch gleich ein Wegerecht erstanden hätten. Dem sich auch schützenswerte Natur und Privateigentum unterzuordnen haben.

Auf der anderen Seite muss allerdings ebenso gesagt werden, dass auch die Landbevölkerung ihre Prägungen hat. Zwar wäre es völlig überzogen, in diesem Zusammenhang den Begriff der Fremdenfeindlichkeit zu verwenden. Tatsache ist aber, dass sich nicht zuletzt durch die zahlreichen Feldzüge fremder Mächte und vergangener Jahrhunderte und damit verbundener Erfahrungen ein tiefer Argwohn in der ländlichen Bevölkerung gegen Menschen zementiert hat, die nicht der dörflichen Gemeinschaft entstammen.

So gilt es jetzt, da das Aufeinandertreffen beider Bevölkerungsgruppen immer weniger zu vermeiden ist, mehr denn je, behutsam auf einander zuzugehen. Das hat offensichtlich zumindest ein Mann erkannt. Und wird als Heimatminister hoffentlich seine ganze Kraft darauf verwenden, die Mauern in den Köpfen einzureißen.

pebe