Vor 40 Jahren

Dass es einmal Grund zum Feiern geben würde, das hat sich zwar nicht gleich abgezeichnet. Es gab schließlich nicht wenige Skeptiker. Aber jetzt, 40 Jahre nachdem der damalige bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel und sein Innenminister Bruno Merk das Großprojekt Gemeindegebietsreform angegangen sind, kann man schon mal die Korken knallen lassen.

Zur Erinnerung: Es gab die „Gebietsreform zur Neugliederung Bayerns in Landkreise und kreisfreie Städte“. Und dann noch die „kommunale Gebietsreform“, bei der erst einmal auf freiwilliger Basis reformiert wurde. Wer es dann immer noch nicht einsehen wollte, was für ihn besser ist, für den kam es zur Zwangseingemeindung.

In Zahlen drückte sich das Ergebnis der Reform dann so aus: Aus 143 Landkreisen wurden 71. 25 der einst 48 kreisfreien Städten verloren ihre Kreisfreiheit. Aus ehemals 6.962 Gemeinden wurden etwas mehr als 2.000 Gemeinden. Und es soll auch nicht verschwiegen werden, dass immerhin 300 von den insgesamt 900 Mitgliedsgemeinden in Verwaltungsgemeinschaften das Rad der Geschichte zurückdrehten und wieder aus einer Verwaltungsgemeinschaft ausschieden.

Wohingegen die Zahl derer, die sich der Eingemeindung erfolgreich widersetzten, doch eher überschaubar war, und sich nur die Gemeinde Edling mit einer Popularklage an den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof wandte, um nicht der Stadt Wasserburg zugeschlagen zu werden.

Ein Beispiel an dem kleinen Gallier-Dorf aus den Asterix- und Obelix-Geschichten nahm sich hingegen Ermershausen in Unterfranken. Seine Bewohner verbarrikadierten sich kurzerhand im Rathaus und konnten nur von mehreren Hundertschaften der Bereitschaftspolizei überredet werden, das Rathaus zu räumen. Seit 1994 ist Ermershausen übrigens wieder eine selbstständige Gemeinde.

Sehr viel zivilisierter ging es da bei den Verhandlungen zwischen Taufkirchen (Vils) und den vorgesehenen „Anschlussgemeinden“ zu. Und es gab Verhandlungen. Denn nichts ist umsonst, und deshalb hatten die vier Gemeinden Gebensbach, Hofkirchen, Moosen und Wambach mit ihren Untergemeinden schließlich eine kleine Wunschliste zusammengestellt. Nur in Kalling konnte man sich nicht so richtig entscheiden, ob man nicht lieber doch städtisch werden wollte, wie Zeitungsartikel von damals belegen; dort verpasste man die einmalige Chance, heute zur prosperierenden Vils-Gemeinde zu gehören.

Aber auch so hat es das neue und größere Taufkirchen (Vils) geschafft, zum guten Beispiel für das sinnvolle Funktionieren der Gebietsreform zu werden (mehr zur Geschichte im Innenteil). Und nachdem es seit 1972 auch zu keinen Popularklagen oder etwaigen Besetzungen von Rathäusern kam, lässt sich durchaus annehmen, dass auch die eingemeindeten Kommunen ihren Schritt nicht bereut haben. Schließlich wurde nach aktuellem Wissenstand hier auch nirgendwo ein Denkmal aufgestellt, wie man dies für die Gemeinde Leutstetten tat, die Starnberg einverleibt wurde.

Was vielleicht auch einfach daran liegen kann, dass man in Taufkirchen (Vils) wohl etwas sensibler umging mit den Neuzugängen. Der Verfasser dieser Zeilen muss sogar zugeben, dass er lange nicht wusste, dass die vier bereits genannten Orte eigentlich zu Taufkirchen gehören. Aber zum Glück ist man ja lernfähig.

pebe