Weihnachtsschmuck

Manchen Menschen, denen es jetzt vielleicht so vorkommt, als würde sich unsere Gattung zurück ins Neandertal entwickeln, nur weil ein pöbelnder Immobilienhändler und Casino-Betreiber US-Präsident geworden ist, kann Trost gespendet werden. Es gibt noch Bereiche, in denen die Menschheit Fortschritte macht. Zum Beispiel, wenn es um weihnachtliche Dekoration geht.

Was waren die Leute früher doch so schlicht und einfallslos. Alle Jahre wieder der Adventskranz aus Tannenzweigen und mit vier Kerzen. Und dann die Christbäume. Kerzen, Kugeln in Rot, Silber oder Gold, Lametta und vielleicht noch ein bisschen Engelshaar. Und das war‘s dann schon.

Aber zum Glück ist das Schnee von gestern. Den es inzwischen auch taufest aus der Dose gibt, nachdem er wegen der Erderwärmung – die es laut Donald Trump gar nicht gibt – in Natura mittlerweile rar geworden ist. So kann man Rentiere in allen Farben und Größen oder allerliebste Mäuse mit Nikolausmützen, Lebkuchen in den kleinen Pfötchen und Bommel-Füßen wenigstens winterlich gestalten.

Und dann die Adventskränze der Neuzeit. Also Langeweile war gestern. Heute bestehen sie zum Beispiel aus verschieden großen Kugeln in poppigen Farben. Sie werden aus aufrecht stehenden Rohrstücken geformt. Oder basieren auf einem Drahtgeflecht, in dem bunte Glühlampen mit eingeflochten sind. Immerhin sind sie rund. Und damit wären wir schon bei der Weihnachtsdekoration für den Außenbereich.

Dank der Erfindung der LED-Lampen gibt es eigentlich nichts mehr, was es nicht gibt. Man kann selbst handtuchgroße Vorgärten mit kompletten Rentier-Schlitten-Gespannen ausrüsten. Oder auch mal einen mehr als mannshohen Schneemann bauen. Will sagen, ihn mit einer kräftigen aber anheimelnden Innenbeleuchtung als Fertigteil aufstellen. Damit er nicht im Lichterglanz der übrigen Beleuchtung übersehen wird, die natürlich in kurzen Abständen und allen Farben das Haus von oben nach unten überzieht.

Doch nach meinem Empfinden hat die eigentliche Innovation beim Weihnachtsbaum stattgefunden. Ja, man kann sogar sagen, dass der inzwischen von Grund auf mehr oder minder neu erfunden wurde. Wer sich wie in den vergangenen Jahrhunderten eine Tanne ins Wohnzimmer stellt, beweist nur noch, dass er ein rückständiger Mensch ist, dem offensichtlich entgangen ist, dass wir im 21. Jahrhundert des Internets, der Shitstorms und Populisten leben. Oder um es im Jargon der Zeit zu sagen: Da ist jetzt richtig viel Lametta.

Und dieses Lametta unserer Tage sieht auch noch ganz anders aus. Da werden nämlich Weihnachtsbäume aus verschieden langen Ästen oder Brettern zusammengezimmert. Mit Farbe an die Wand gemalt. Aus Pappe geklebt. Oder aus Baustahl zusammengeschweißt. Und wer es richtig avantgardistisch mag, der nimmt die spiralförmige Version, die sich wie eine Art Apfelsinenschale zur Spitze hin schraubt. Und dann wird das Ganze garniert mit dem Christbaumschmuck der neuen Generation.

Erste Regel dafür: Alles ist erlaubt. Weshalb dann auch neben der Madonna mit Kind ein Kussmund baumeln darf oder ein Londoner Doppeldecker mit einem Motorroller um die Wette fährt. Und wer sich aus aktuellem Anlass irgendwie auch mal selber politisch unkorrekt gebärden will, der kann sich auch Totenköpfe in den Weihnachtsbaum hängen. Es gibt zwei Ausführungen.

pebe