Luxus

Den Begriff haben wir wieder einmal den guten alten Römern
zu verdanken. Im Lateinischen bedeutet „luxus“ zum
einen, dass etwas „verrenkt“ ist. Und dann ist es als
Hauptwort auch noch Ausdruck für üppige Fruchtbarkeit.
Was dem heutigen Gebrauch des Wortes Luxus zumindest in unserer
Hemisphäre allerdings nicht
mehr so unbedingt entspricht. Hier verbindet man damit eher Aspekte
wie Verschwendung und Ausschweifung, die das lateinische Wort ebenfalls
beinhaltet.

Allerdings muss man vorsichtig sein. Was gestern noch Luxus war, das
kann sehr schnell Allgemeingut werden. Und ist dann eben kein Luxus mehr.
Beispiel Handy. Vor Jahren war es wirklich noch ein Luxus, beim Einkauf
die Gattin anrufen zu können, ob sie jetzt lieber Flugmangos oder
Plattpfirsiche für den Nachtisch haben will.

Und man erinnert sich, dass vor nicht allzu langer Zeit für manche
Menschen sogar noch eine Banane der reinste Luxus war. Für die blüht
zwar immer noch nicht alles so, wie es versprochen wurde. Doch wegen
einer Banane macht sich auch dort nur noch derjenige krumm, für
den sogar ein Dach über dem Kopf Luxus ist. Weil er halt in einem
Land lebt, in dem zwar knappe zwei Milliarden Euro kein Hinderungsgrund
sind für den Luxus, einen schwebenden Schnellzug vom Münchner
Hauptbahnhof zum Flughafen bauen zu wollen. Aber annähernd menschliche
Lebensbedingungen für alle ist offensichtlich immer noch ein Luxus,
den man sich dann doch nicht leisten will.

Was einen ganz entscheidenden Aspekt zur Thematik beisteuert. Das Wesen
von Luxus ist es, dass derjenige, der ihn genießt, nicht unbedingt
daran interessiert ist, dass ihn demnächst alle genießen können.
Und Luxus ist auch stets Zeitgeist. Was die Entwicklungs- und Werbeabteilungen
vor immer wieder neue Aufgaben stellt. Denn spätestens, nachdem
es beispielsweise wirklich kein Luxus mehr war, die Seitenscheiben eines
Automobils durch Knopfdruck zu öffnen oder zu schließen, musste
das Navigationsgerät erfunden werden. Das ist natürlich inzwischen
auch kein Luxus mehr. Es sei denn, man lässt sich von seinem „Navi“ direkt
in einen Kanal dirigieren – das hat nicht jeder.

Was jeder oder fast jeder hat oder haben kann, das kann eben kein Luxus
sein. Weshalb es auch nicht zu Tränen rührt, wenn ein Manager
sagt, für ihn sei es der größte Luxus, wenn er ein paar
Stunden mit seinen Kindern verbringen könne. Ist dann der Strom
der Krokodilstränen wieder versiegt, bleibt die Zuversicht, dass
ein Jahresverdienst von 15 Millionen Euro ein Trostpflästerchen
sein kann.

Ein Weihnachtsfest, das ohne Krach, Enttäuschungen oder gar noch Schlimmeres
verläuft, fällt ebenfalls nicht in die Kategorie Luxus. Auch
wenn es alle Jahre wieder nur wenigen Menschen auf Erden beschieden ist.
Das ist einfach ein Glück und ein Reichtum, der von keinem Bankkonto
abhängig ist, keinen Lottogewinn in zweistelliger Millionenhöhe
voraussetzt. Weshalb auch Frieden nicht unter den Begriff Luxus fällt,
obwohl ihn nicht wenige vermissen müssen. Denn auch der bleibt höchstes
Allgemeingut, selbst wenn er – wie für uns – zur Selbstverständlichkeit
geworden ist. Weshalb ich allen Menschen eine friedliche Weihnacht wünsche.
Den Luxus leiste ich mir jetzt mal.

pebe