Es dürfte nicht ganz einfach sein, da einen Zusammenhang
herzustellen. Dass in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, der
Walpurgisnacht,
einst die Hexen und heute ihre Nachfahren aus der Esoterik- und
Event-Branche ihr Unwesen treiben, kann wohl kaum der Grund dafür
sein, dass hierzulande und in vielen anderen Nationen und auf verschiedenen
Kontinenten am 1. Mai „Tag der Arbeit“ ist. Schließlich
war es einst der Frühling, der von unseren damals „ungläubigen“,
weil noch nicht christianisierten Vorfahren in dieser Nacht mit
Freudenfeuern begrüßt wurde; die Fruchtbarkeit und das
Leben wurden dabei gefeiert.
Erst die Kirche sorgte in einem dunklen
Kapitel dafür, dass
aus den weisen Kräuterfrauen Hexen wurden, die angeblich in
dieser Nacht ganz besonders ihr Unwesen trieben und deshalb anstatt
der Freudenfeuer angezündet wurden. Falsch ist allerdings
die Annahme, dass diese Hexen vielleicht mit Arbeit vertrieben
werden sollten und deshalb der Tag der Arbeit eingeführt wurde.
Nein, diese Einrichtung hat ihren Ursprung in den USA – wie viele
andere Dinge auch, von denen heutzutage die meisten Menschen gar
nicht mehr wissen, weshalb es sie gibt.
Verschiedenen Quellen zufolge
soll es 1884, vielleicht auch zwei Jahre später gewesen sein,
dass die nordamerikanische Arbeiterbewegung im Kampf um den Acht-Stunden-Tag
zum Generalstreik aufrief. Einigkeit
herrscht darüber, dass es am 1.Mai war. Und verbürgt
ist auch, dass schon damals De-Eskalation für die Staatsmacht
ein Fremdwort war, was zu einem blutigen Ausgang dieser Demonstrationen
führte. Zum Gedenken an die Opfer wurde 1889 auf dem Gründungskongress
der Zweiten Internationalen Arbeiterbewegung in Paris der 1. Mai
als „Kampftag der Arbeiterbewegung“ ausgerufen.
Obwohl
ihr Ursprung vergessen scheint, hat sich diese Maxime hartnäckig
gehalten. Weshalb in den letzten Jahrzehnten der „Tag der
Arbeit“ immer mehr zum Kampftag auf den Autobahnen, in den
Naherholungsgebieten und ganz besonders an den Kneipentheken und
Wirtshaustischen wurde.
Andererseits denkt die Bundesregierung
trotz mancher Gerüchte
und nicht gerade sinkender Zahlen nicht daran, den 1. Mai zum „Tag
der Arbeitslosen“ zu machen. Obwohl manch einer aus dieser
Gruppe auf die Idee kommen könnte, an diesem Tag auf die Straße
zu gehen, um für einen Acht-Stunden-Tag zu demonstrieren.
Vorausgesetzt,
dass er nicht ein Opfer der Walpurgisnacht wurde. Denn in manchen
Gegenden ist es noch heute Brauch, dass des nächtens
verwegene Burschen Heuwagen auf Stalldächer hieven, Gartentüren
aus- und dann in Bäume hängen. Es wäre also nicht
verwunderlich, wenn beispielsweise am Morgen des 2. Mai in bestimmten
Straßen der Vilsgemeinde kein einziges Auto zu hören
ist. Da haben dann sicher Hexen ein wenig die Absperrungen und
Wegweiser verrückt.
Richtig prekär kann es allerdings
werden, wenn jemand den Brauch des Häckselstreuens kennt.
Denn mit diesem Streich und Häcksel wurden die geheimen Verbindungen
zwischen zwei Liebenden aufgedeckt. Und da arbeitet dann wohl das
Gehirn den
ganzen Tag, wenn am Morgen die Spur vom eigenen Haus zum Nachbarn
führt, der auch noch Schichtarbeiter ist. pebe