Urnengang

Das Laub auf den Bäumen ist noch erstaunlich grün. Bunt präsentieren sich hingegen viele Straßenränder vor und in den Dörfern und Städten, nicht einmal kleinste Weiler müssen darauf verzichten. Zu verdanken haben wir das dem Parteiengesetz und aktuell der Tatsache, dass am 14. Oktober in Bayern für den Landtag und den Bezirkstag gewählt wird.

Das Parteiengesetz sorgt dafür, dass die Wahlplakate von den Parteien bezahlt werden. Die Landtagswahl ist dazu da, dass entweder die politischen Machtverhältnisse bleiben, wie sie sind. Oder die Karten neu gemischt werden müssen. Außergewöhnlich stark ist übrigens die Farbe Blau vertreten, doch es gibt auch rote, grüne oder gelbe Farbtupfer.

Doch leider schwebt auch eine dunkle Wolke über der ganzen Farbenpracht. Denn Wahlen sind laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung auch von der Wetterlage am Wahltag abhängig. Dabei überrascht es wenig, dass angeblich Regen dafür sorgen kann, dass Wähler zu Hause bleiben, anstatt zu den Urnen zu gehen. Und zwar sorgen laut Studie bereits 10 Millimeter Regen dafür, dass bei Landtagswahlen 0,5 Prozent der Wahlbeteiligten nicht aus dem Haus gehen.

Noch weniger überrascht es allerdings, dass es andere Studien gibt, die eher davon ausgehen, dass Sonnenschein für eine geringere Wahlbeteiligung verantwortlich sein könnte. Weshalb das Fazit daraus nur sein kann, dass diese Studien ebenso verlässlich sind wie Wahlprognosen. Sicher ist nur, dass immer wieder und leider Nicht-Wähler das Zünglein an der Waage sein können, respektive Kandidaten in Positionen hieven, in die sie bei höherer Wahlbeteiligung nie kämen.

Dabei, das sollte man an dieser Stelle einmal erwähnen, tut Wählen gar nicht weh. Zudem finden Wahlen ja stets an Sonntagen statt, sie hindern also nicht daran, wichtige Einkäufe zu erledigen. Und überdies sind ja die Wahllokale von morgens 8 Uhr bis abends 18 Uhr geöffnet. Mann oder Frau können also nach dem morgendlichen Joggen kurz vorbeischauen, den Spaziergang nach dem Essen mit einem Abstecher ins Wahllokal verbinden oder sogar noch auf der Rückfahrt vom Besuch inklusive Kaffee und Schwarzwälder Kirschtorte bei Anverwandten einen kleinen Zwischenstopp einlegen.

Bei den meisten Wahllokalen stehen natürlich auch Parkplätze zur Verfügung. Und wen das immer noch nicht überzeugt: Wählen ist kostenlos!

Und dass wir wählen können, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Es gibt schließlich auch im 21. Jahrhundert noch Länder, in denen Demokratie ein Fremdwort oder Wahlen eine Farce sind. Auch wenn es laut dem Fraktionsvorsitzenden einer im Bundestag vertretenen Partei nur ein „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte war, die unseligen Zeiten, als eine Partei 98,8 Prozent für sich in Anspruch nahm, weil es keine freien Wahlen gab, sind immer noch in schlechtester Erinnerung.

Nachdem wohl in jedem Haushalt auch ein Regenschirm zu finden sein dürfte, gibt es einfach keine Ausrede dafür, nicht zur Wahl zu gehen. Wer in einer Demokratie leben und mitreden will, hat eben nicht nur die Möglichkeit sondern auch Verantwortung. Auch wenn es in einem Wahllokal keine Getränke gibt, der Weg lohnt sich.

pebe