Und jährlich grüßt das Murmeltier

An den Tannenwipfeln war es zwar bisher noch nicht so richtig abzulesen. Aber dafür haben die Regale in den Supermärkten die frohe Botschaft schon seit September ins Land getragen. Und die lautet ganz unmissverständlich, dass es auch in diesem Jahr wieder eine recht fröhliche Weihnachtszeit gibt. Die zwar nicht unbedingt Gnaden, aber dafür wohl wieder mal umso mehr Gaben bringt.

Und natürlich die damit verbundene und alarmierende Frage: Was schenke ich? Und vor allem auch: Wem? Ist es zum Beispiel politisch noch korrekt, den Müllmännern ein diskretes Kuvert auf die Biotonne zu legen? Oder werden heutzutage diskrete Kuverts nur noch der Steuererklärung beigefügt? Und was ist mit dem Postboten, dem Schornsteinfeger und der erstaunlicherweise immer noch freundlichen Bedienung beim Bäcker?

Doch während es hier noch relativ simpel ist Entscheidungen zu treffen über das „ob oder nicht“ und das „wie und was“, mit der Familie wird es dann so richtig schwierig. Denn schließlich ist es ja gut und schön, dass Weihnachten ein Fest der Liebe ist. Aber muss das wirklich heißen, dass auch der Onkel Josef unbedingt wieder seinen Kräuterschnaps kriegen muss? Denn erstens ist er zweiten Grades, der Onkel. Und zweitens hat er sowieso schon einen leichten Leberschaden.

Andererseits gibt es ja den Kräuterschnaps umsonst vom Weinhändler, bei dem man das ganze Jahr über den Bio-Wein aus der Toskana kauft. Und Kräuterschnaps mag sonst sowieso niemand in der Familie.

Doch das ist natürlich alles nichts im Vergleich mit der Problematik im engsten Familienkreis. Was will man denn einem Kind schenken, das natürlich schon einen Laptop hat, ein Handy, eine Playstation und sämtliche Harry Potter-Filme auf DVD? Zwar hat es sich schon im letzten Jahr beschwert, dass das neue Handy kein iPhone war. Aber jedes Jahr ein Handy schenken, da könnte ja jemand meinen, man wäre einfallslos.

Dann lieber gleich ein bisschen Geld schenken. Es gibt im Internet ja so viele lustige Ideen, wie man Geld als Geschenk „verpacken“ kann. Sehr schön ist natürlich jetzt so eine Christbaumkugel, in die man das Geld stecken kann. Und wenn es die in genug Farben gäbe, dann wäre das die Lösung. Dann könnte man nämlich mit diesen Christbaumkugeln auch gleich den Baum schmücken.

Und jeder in der Familie bekäme eine bestimmte Farbe. Der Vati Blau. Weil er 60er Fan ist. Die Mutti Weiß. Weil sie sich immer so sehr weiße Weihnacht wünscht. Und außerdem passen auch große Scheine in diese Christbaumkugeln, also 200 oder 500 €. Da wären dann vielleicht auch die lieben Kleinen zufrieden und der ganze Stress wäre nur noch halb so groß.

Denn diese Weihnachtskugeln kann man natürlich im Internet bestellen. Die werden ins Haus geliefert. Und dann bräuchte man sich nur noch mal wegen des neuen Plasma-Fernsehers in den Weihnachtstrubel stürzen. Und die ganze Umtauscherei zwischen Weihnachten und Neujahr hätte man sich auch gespart.

Bleibt nur noch die etwas bange Frage: Was machen wir dann überhaupt in der „staaden“ Zeit und zwischen den Feiertagen? Ohne Weihnachtseinkäufe und Umtausch? Also irgendwie hört sich das auch ein bisschen stressig an.

pebe