Früher lag es sicher auch daran, dass wir uns auf diese Art und Weise für einen Abend etwas „Urlaubs-Feeling“ verschaffen konnten. Sogar mitten im Winter für ein paar Stunden zumindest das Gefühl haben konnten, dass es vielleicht schon Sommer wäre und wir an fernen Gestaden weilen, wo draußen nicht der Autoverkehr sondern das Mittelmeer rauscht.
Einmal davon abgesehen, dass es natürlich auch geschmeckt hat, was es bei „unserem“ Italiener oder Griechen gab. Pizza und Pasta auf dem Teller ließen ebenso lukullische Freude aufkommen wie Souvlaki oder Gyros. Das waren willkommene Abwechslung zu Jägerschnitzel und Schweinebraten.
Als dann auch noch der Thailänder um die Ecke, das argentinische Steakhouse oder das China-Restaurant dazukamen, der Türke oder Inder, hatte das natürlich nur noch bedingt mit Urlaubserinnerungen zu tun. Eher mit der Lust, auch die Küche ferner Länder einmal auszuprobieren, noch mehr Vielfalt auf dem Speisezettel zu haben.
Und heute sind sie natürlich nicht mehr wegzudenken, all die Restaurants mit der Küche aus vieler Herren Länder. Sie sind Teil unserer Esskultur geworden. Ebenso wie die Menschen, die uns die Küche ihrer Heimat nahe bringen, Teil unser Gesellschaft geworden sind. Manche kennen wir nun schon viele Jahrzehnte. Wir haben gesehen, wie ihre Kinder groß geworden sind. Vielleicht angefangen haben, in die Fußstapfen der Eltern zu treten.
Mitunter müssen wir jetzt erleben, dass vielleicht der Eine oder Andere sogar den Kochlöffel aus der Hand legen will, um seinen verdienten Ruhestand zu genießen. Und wir haben dabei komplett vergessen, dass es eigentlich Migranten waren, die erst für uns kochten und dann in vielen Fällen zu Freunden wurden, die man immer wieder gerne aufgesucht hat.
Die zwar zum Teil und selbst nach langen Jahren immer noch nicht so richtig der deutschen Sprache mächtig sind. Was aber nie daran hinderte, dass wir uns mit ihnen prächtig verstanden haben und verstehen. Im Gegenteil. Das gehört auch zum Flair, den diese Oasen mediterraner oder noch weiter entfernter Lebensarten und Küchen für uns mit sich bringen. Arrivederci Gianni und viel Glück!
Es scheint also nicht erst die Liebe durch den Magen zu gehen. Vorbehalte gegenüber „Ausländern“, die auch schon in Zeiten der Gastarbeiter verbreitet waren, werden ganz offensichtlich revidiert, wenn kulinarische Freuden winken.
Doch leider sind ja nicht alle, die in unser Land kommen, in den Kochkünsten ihrer Länder bewandert und können mit ihren Familien ein Lokal aufmachen. Um zu erreichen, was durch den „Italiener“ von nebenan oder andere Wirte und Restaurantbesitzer mit „Migrationshintergrund“ so nachhaltig demonstriert wird. Dass wir nämlich ganz wunderbar miteinander leben können, dass diese oft zitierte Integration möglich ist.
Wobei es offensichtlich auf die Sichtweise ankommt. So wie es einmal ein Mann formulierte, der am Stammtisch gegen Ausländer wetterte, und dass sie wieder nach Hause gehen sollten. Als ihn jemand fragte, wie es dann käme, dass er seine Bohnen und Tomaten immer „beim Türken“ kauft, kam die Antwort: „Der ist ja kein Ausländer, das ist mein Gemüsehändler.“
pebe