WM-Fieber

Wer nach dem furiosen, abendlichen Auftaktspiel durch die Straßen einer nahe gelegenen Kreisstadt spazierte, hätte glauben können, es wäre bereits das gewonnene Endspiel, das da gefeiert wird. Hupende Autos, genauso laute Menschen in Scharen.

Doch keine Angst, niemand hat etwas versäumt oder verschlafen, es wird wohl eher noch einiges mehr zum Feiern geben, und wenn es auch nur ist, dass die FIFA wieder einen Einnahme-Rekord zu verzeichnen haben wird. Schließlich hat diese Fußball-Weltmeisterschaft ja gerade erst so richtig angefangen, und auf der Fieberkurve eingefleischter Fans dieser angeblich schönsten Nebensache der Welt ist noch viel Platz nach oben.

Wobei sich das „angeblich“ nicht auf „schön“ bezieht, obwohl Fußball-Fans durchaus schon mal rabiat werden können. „Angeblich“ bezieht sich natürlich auf „Nebensache“, denn wie schon einige Kicker selbst es gesungen haben, „Fußball ist unser Leben“. Übrigens lautet die erste Textzeile dieses Meilensteins der Musik: Ha! Ho! Heja heja he! Ha! Ho! Heja heja he! Ha! Ho! Heja heja he! Was vielleicht manches erklärt.

Allerdings liegt es auch in der Natur dieser Sache, dass es nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer gibt. Und ich hoffe, dass ich das annähernd richtig verstanden habe, aber offensichtlich hat deswegen gerade ein König abgedankt. Weil nämlich seine Nationalmannschaft, ein dreifacher Europa- und einfacher Weltmeister, schon nach zwei Spielen in der Vorrunde ausgeschieden ist.

Aber dafür scheinen andere dann wiederum unbeirrbar auf der Gewinnerstraße zu sein. Zum Beispiel die brasilianische Regierung. Denn schließlich hatte es vor der WM doch einige harsche Proteste im Lande gegeben. Demonstranten forderten mehr Schulen, besseren Nahverkehr und andere seltsame Dinge, die jetzt mit Fußball überhaupt nichts zu tun haben. Unschöne Bilder waren da im Fernsehen zu sehen, die einem fast die Vorfreude auf die WM verdorben hätten.

Doch nach dem ersten Sieg der brasilianischen Nationalmannschaft, zustande gekommenen dank eines bemerkenswerten Schiedsrichtereinsatzes, ist jetzt wieder Friede, Freude, Eierkuchen. Weit und breit keine Demonstranten zu sehen, wenn da abends die beiden Ollis auf dem Dach des Luxushotels stehen und fachkundig die Übertragungen kommentieren.

Allenfalls werden mal Bilder von Fußballfans eingeblendet, was einen mitunter auch erschrecken lassen kann. Aber wenn man dann die Kommentare dazu hört, beruhigt man sich auch gleich wieder. Tenor der Anmerkungen: Die wollen ja nur spielen! Und das werden unsere Fußballer mit Sicherheit auch noch.

Wie oft das sein wird, da gehen die Meinungen mitunter ja etwas auseinander. Ich persönlich bin da ausgesprochen zuversichtlich. Erstens wollen alle deutschen Spieler sicher unbedingt vermeiden, dass Bundestrainer Jogi Löw anfängt sich die Frisur zu ruinieren. Und dann gibt es da ja noch eine Geheimwaffe, von der noch nicht einmal die NSA weiß.

Aber ich habe es aus erster Hand erfahren: Sollte die deutsche Fußballnationalmannschaft bei einem der nächsten Spiele nämlich patzen, wird sie umgehend Besuch bekommen. Unsere Bundeskanzlerin will dann höchst persönlich in die Kabine gehen und jedem einzelnen gehörig den Kopf waschen. Und zwar gleich beim Duschen.

pebe