Licht

Es dauert nicht mehr allzu lange, dann wird wieder so mancher Nachbar des Abends geblendet die Augen und anschließend die Rollläden schließen. Weil nämlich das Haus nebenan in einer Weihnachtsbeleuchtung erstrahlt, die möglicherweise auch auf dem Mond noch zu sehen ist.

Aber einmal abgesehen von diesem speziellen Flut-Licht kann es wohl kein Zufall sein, dass wir uns in der Advents- und Weihnachtszeit so gerne um ein oder mehrere Lichter scharen. Heutzutage zwar schon in vielen Fällen auf LED-Basis, aber auch dann zumeist verbunden mit einem angenehmen, anheimelnden Gefühl.

Ein Phänomen, dass sich übrigens nicht auf die Herbst- und Wintermonate beschränkt, denn auch in warmen Sommernächten schauen viele Leute entzückt auf die hell blinkenden Sterne oder verbringen gerne einen Abend im Kerzenschein auf dem Balkon oder im Garten. Vorausgesetzt sie wohnen nicht neben einem Fußballplatz und dort wird gerade bei Flutlicht trainiert.

Und wenn es ein besonders feierlicher Moment werden soll, dann erstrahlt alles in festlichem Licht, wird eine Kerze angezündet, um eine romantische Atmosphäre zu schaffen. Oder es werden die Feuerzeuge gezückt, wenn auf der Bühne melancholische Lieder gesungen werden.

Wir sprechen vom Licht am Ende eines Tunnels. Behaupten, dass jemandem ein Licht aufgehen könnte. Und lassen Babys das Licht der Welt erblicken. Ganz zu schweigen von der Lichtgestalt, von der wir uns erwarten, dass sie endlich einmal dass tun wird, was die Erde retten könnte. Oder zumindest in den letzten Spielminuten unsere Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel schießt.

Dabei ist Licht ja eigentlich nur ganz pragmatisch der Teil der elektromagnetischen Strahlung, der für unser Auge sichtbar ist. Sei noch hinzugefügt, dass es sich laut einschlägiger Literatur bei Licht um Transversalwellen handelt, bei denen die Amplitude durch den Vektor des elektrischen respektive magnetischen Feldes vorgegeben ist. Das versteht zwar nicht unbedingt jeder, erklärt aber auch keineswegs, warum Licht für uns Menschen so wichtig und eines der weltumspannend verbindenden Phänomene ist, das in allen Kulturen einen besonderen Stellenwert für die Menschen hat.

Aber wenn man sich vielleicht zurückversetzt in Zeiten, als die Menschheit noch in Höhlen hauste und es keinen Schalter an den Wänden gab, um des Nachts die Hand vor Augen zu sehen, da muss es doch eine große Erleichterung gewesen sein, wenn morgens das erste Sonnenlicht einfiel, man endlich wieder sehen konnte, ob nun gerade ein Säbelzahntiger um die Ecke biegt. Und dieses Gefühl ist uns wohl geblieben.

Zwar wird auch behauptet, dass im Dunkeln gut munkeln sei. Aber es ist das Licht, in welcher Form auch immer, das uns beruhigen kann, ein Wohlgefühl erzeugt, Erwartungen auslöst. Besonders dann, wenn die Tage trüb und grau und die Nächte lang sind. Dann ist es ein ganz besonders schöner Moment, wenn Kerzenschein Schatten an die Wände wirft, ein Raum vom flackernden Feuer eines Kamins erhellt wird. Oder einfach eine Lampe für behagliche Atmosphäre sorgt.

Auch wenn heutzutage die Säbelzahntiger selten geworden sind, bei Licht besehen hat die Dunkelheit immer noch etwas Gruseliges, Furcht einflößendes. Aber mit jedem Kerzenschein verliert sich etwas davon.

pebe