Reine Glücksache

Könnte es sein, dass Fremdwörter so heißen, weil sie nicht nur aus anderen, fremden Sprachen kommen, sondern auch manchen Menschen so gänzlich fremd sind? Vor allem was ihre Bedeutung betrifft.

Und jetzt ist natürlich nicht ausschließlich an Fußballer der Bundesliga gedacht, die ja in ihrer überwiegenden Mehrzahl generell und mit Sprache überhaupt ein kleines Problem zu haben scheinen. Sodass man mitunter geneigt ist zu glauben, bei ihnen würde sogar vertraglich festgelegt, dass sie nach jedem Spiel mindestens einen verbalen Ausrutscher abliefern müssen.

Was allerdings für Pierre Littbarski nicht ganz so zutrifft. Im Gegenteil, der war ja richtig geschickt, als er höchst kontinuierlich Probleme mit der Aussprache des Wortes Kontinuität hatte und deshalb auf eine Umschreibung ausgewichen ist. „Scheiß Fremdwörter“, soll er nach dem dritten Fehlversuch gesagt haben, „wir waren nicht beständig genug“. Womit er durchaus eine verbale Bananenflanke erster Güte zu Stande brachte.

Wohingegen Fritz Walter sich vom Sanitäter lieber gleich eine „Invasion“ legen ließ. Und Olaf Thon während seiner Zeit bei Schalke einen Gegner während eines Spiels nur leicht „retouchiert“ haben wollte. Hans Krankl, seines Zeichens Fußballer und Österreicher, was die Sache eventuell erschwert, fand seinerseits: „Wir müssen gewinnen. Alles andere ist primär!“ Da kann man nur noch zustimmen, wenn jemand behauptet, es wäre wohl eine „Syphilis-Arbeit“, Fußballern den korrekten Umgang mit Fremdwörtern beizubringen.

Aber es ist ja nicht nur diese Berufsgruppe, der kleine Missgeschicke unterlaufen beim Gebrauch von Fremdwörtern. Auch Fernsehmoderatoren und Journalisten haben mitunter so ihre Probleme, weshalb dann während der gerade zurückliegenden Fußball-Europameisterschaft so mancher Kicker ins „Stadium“ einlief. Oder auch schon mal aus einem Trainer ein „Erfolgscouch“ wurde. Was den Schreiber dieser Zeilen natürlich in einen Konflikt stürzt. Denn eigentlich heißt es ja „die“ Couch.

Da wird munter die Rezession mit der „Rezension“ verwechselt; ein Geistlicher muss seinen Abschied nehmen, weil der Eremit aus Versehen oder aus Unkenntnis zum Emeriten wurde. Und in der Lokalausgabe einer großen Tageszeitung soll aus einer rechteckigen, spitz zulaufenden Säule sogar ein Fabelwesen mit stechendem Blick geworden sein: Der Verfasser des betreffenden Berichtes hatte kurzer Hand den Obelisk zum Basilisk mutieren lassen.

Doch falls jemand für sich in Anspruch nehmen kann, nur Fremdwörter zu benutzen, deren Bedeutung und auch Schreibweise ihm bekannt sind, so bietet ihm die Sprache Gott sei Dank noch andere Gelegenheiten, wie der berühmte Ochs vorm Berg dazustehen respektive sich zu blamieren. Dazu genügt es, den Anzeigenteil großer Tageszeitungen aufzuschlagen. Wenn Ihnen unter den Stellenangeboten ein „Facility Manager“ auffällt, ist damit keine Führungskraft der besonders leichtfüßigen Art gemeint. Unter dieser Bezeichnung werden jetzt nämlich auch hierzulande Hausmeister per Inserat gesucht.

pebe