Sommertrends

In der Politik werden wohl auch dieses Jahr wieder keine neuen Trends auszumachen sein. In erster Linie werden Hinterbänkler die Gunst der Stunde und das Sommerloch nutzen, um sich vor irgendeine Kamera stellen zu können. Doch spätestens wenn es um Urlaub oder Mode geht, dann stellt sich für jeden Menschen, der ein bisschen „in“ sein will, unbedingt die Frage nach den aktuellen Sommertrends.

Auch wenn sie natürlich vor allem die modebewusste Frau betreffen, selbst Männer versuchen mehr und mehr zu verleugnen, dass sie am liebsten den ganzen Tag in Bermudas und ansonsten „wie Gott sie schuf“ rumlaufen würden. Oder richtiger gesagt: So wie sie inzwischen aussehen, nach all den Sixpacks aus dem Getränkemarkt und anstrengenden Fußball-Weltmeisterschaften. Doch glaubt man den einschlägigen Trend-Magazinen, so genügt es in diesem Sommer für den Mann, wenn er Römersandalen trägt, sich eine trendige Sonnenbrille aufsetzt und einen ebensolchen Rucksack auf den Rücken schnallt.

Weshalb man sich berechtigterweise fragen sollte, ob es nicht vielleicht besser wäre, wenn er doch wenigstens wieder die Bermudas vom letzten Jahr anziehen würde. Schließlich ist die Polizei in manchen Urlaubsländern äußerst streng, wenn es um das Erregen öffentlichen Ärgernisses geht.

Allerdings wird glücklicherweise auch viel von einem Trend zur Used- und Destroyed-Optik gesprochen, was frei übersetzt so viel wie „verbraucht und verschlissen“ heißt. Weshalb Mann natürlich auch wieder alles aus dem Kleidersack für den Recyclinghof fischen kann, was Frau gerade entsorgt hatte.

Die es sowieso noch viel leichter hat, den Trends dieses Sommers zu folgen. Denn für sie genügt es völlig, mal wieder in der Kiste zu stöbern, in der die Kleidung aufbewahrt wird, die eigentlich schon lange in der Kleidersammlung landen sollte. Denn in diesem Sommer ist wieder mal Flower Power und die Mode der 70-er Jahre angesagt. Und auch zum Military Look, der – ebenfalls wieder mal – ein absolutes Muss ist, lässt sich da sicher einiges finden.

Und wenn man dann auch noch als Frühbucher ein Urlaubsziel in Griechenland oder Spanien gebucht hat, dann liegt man sowieso im allgemeinen Trend. Allerdings darf es auch gerne eine Luxus-Reise sein oder eine Kreuzfahrt. Wohingegen die abnehmende Schar der Last-Minute-Bucher die Chance haben, sich noch für Kuba zu entscheiden. Damit wären sie dann sogar den anderen weit voraus und könnten sich sogar als Trendsetter ausweisen. So „hip“ ist in diesem Jahr Fidel Castros Eiland.

Doch es braucht sich auch niemand genieren, wenn er in diesem Jahr wieder oder zum ersten Mal in Deutschland Urlaub macht. Dieser Sommertrend ist seit Jahren ebenso ungebrochen wie manch anderer, der sich hartnäckig seit Jahrzehnten hält. Wie zum Beispiel, dass auch in diesem Sommer wieder hunderttausendfach „kasige“ – hochdeutsch käsefarbene – Männerwaden zu sehen sein werden. Oder dass über manchem Campingplatz in Italien oder am Strand von Mallorca deutsches Liedgut erschallen wird. Bevorzugt kurz vor oder nach Mitternacht.

Auch wenn man es vielleicht lieber hätte, wenn es da mal eine Trendwende gäbe.

pebe