Immer der Nase nach …

Es überrascht vielleicht: Aber das Autofahren, es ist nicht nur Fortbewegungsmittel, da steckt noch sehr viel mehr dahinter. Über die soziale Funktion hinaus, nämlich die Unterstützung notleidender Ölmultis, bietet es zum Beispiel auch die Möglichkeit zu Studien aller Art, was menschliche Verhaltensweisen betrifft.

In diesem konkreten Fall ist aber weniger an die Frage gedacht, warum sich beispielsweise der männliche Homo ­automobiliensis oft vom charmanten Herzensbrecher in einen Neandertaler verwandelt, sowie er in seine Karosse steigt. Oder warum manche Männer ihr Auto besser pflegen als ihren Körper. Hier soll ein Komplex erforscht werden, der in einen sehr viel delikateren Bereich vorstößt. Und, der aufmerksame Leser hat es längst geahnt, vor allem den männlichen Teil der Spezies Mensch betrifft.

Was keinesfalls einer eventuellen Voreingenommenheit des Urhebers dieser Zeilen anzulasten ist, es lässt sich vielmehr empirisch belegen. Dazu genügt eine der ja nicht so seltenen Haltephasen an Ampeln. Denn ganz besonders bei diesen Gelegenheiten wird das Phänomen in seiner ganzen Tiefe sichtbar, was durchaus im Sinne des Wortes zu verstehen ist. Wenn das Auto zum Stillstand kommt, geraten viele Hände respektive Finger von Autofahrern in Bewegung, lösen sich, vielleicht noch leicht verkrampft, vom Lenkrad, um sich dann zielstrebig dem Gesicht zu nähern.

91 Prozent aller Erwachsenen sollen laut einer Studie diese zielstrebigen Bewegungen mehr oder minder regelmäßig ausführen, wer Kinder hat, weiß, dass bei ihnen der Prozentsatz wahrscheinlich noch höher liegt. Aber hier soll jetzt nicht hinterfragt werden, warum Jung und Alt es so sehr zu lieben scheinen, einen ganz bestimmten Finger in eine ganz bestimmte Körperöffnung zu stecken. Das Erforschen des eigenen Körpers und oft auch jener von anderen Menschen scheint den Erdenmenschen sowieso in den Genen zu liegen.

Nein, hier soll sich das ganze Augenmerk auf die Frage richten, warum gerade im Auto und eben ganz besonders oft Männer einer Tätigkeit nachgehen, die von der WHO als Rhinotillexomanie sogar als ein Verhalten mit Krankheitswert eingestuft wird. Schließlich befindet sich ein Autolenker in seinem rundum verglasten Gefährt in einer ausgesprochen exponierten Situation. Was ihn aber offensichtlich nicht daran hindert, sich selbst respektive diese ganz bestimmte Region im Gesicht auf eine Art und Weise zu erforschen, dass sich eine Frau Pappritz oder ein Herr Knigge im Grabe umdrehen würden. Ganz zu schweigen von den Verrichtungen, die dann oft folgen, wenn der Forscherdrang zum Erfolg geführt hat.

Es lässt sich nur so erklären, dass Männer, ebenso wie sie oft glauben mit dem Auto auch die gerade befahrene Straße mitgekauft zu haben, davon ausgehen, dass ihr Auto nicht nur das liebste Spielzeug sondern auch ein intimer Raum für ebenso intime Verrichtungen ist. Dem haben andere Menschen gefälligst mit Rücksicht und Diskretion zu begegnen, also mit Wegschauen.

Oder ist es einfach so, dass – wie auch in anderen Zusammenhängen – im Auto einfach immer wieder das Kind im Manne erwacht, weshalb er dann auch kein Problem damit hat, das zu tun, wofür ihm einst die Mutter auf die Finger gehauen hat?

pebe