Es rollt

Richtig neidisch könnte man werden. Da sitzt
man in seinem Faradayschen Käfig auf vier Rädern, leicht
erhitzt durch Sonneneinstrahlung und dafür umso stärker
umnebelt von den Abgasen des Lastwagens davor. Und dann kommen
sie auf einmal
daher.

Eine Gruppe Skater, luftig bekleidet und munter miteinander
plaudernd. Ein älteres Ehepaar auf Fahrrädern genießt
auch ohne Worte sichtlich den leichten Fahrtwind. Es nähert
sich die Familie mit zwei kleinen Kindern, auf die zwar aufgepasst
werden
muss, aber immerhin bleibt für den Papa noch Zeit, um Teile
der Skatergruppe intensiv unter die Lupe zu nehmen. Was erklärt,
warum Mutti unbedingt vor ihm fahren sollte.

Solche Bilder bieten
sich einem Autofahrer zwischen Dorfen und Taufkirchen, und trotz
des Anflugs von Neid sind sie mit dem guten
Gefühl verbunden, dass hier Steuergelder sinnvoll angelegt
wurden. Der Vilstal-Radweg von Velden über Taufkirchen bis
nach Dorfen wird von der Bevölkerung ausgiebig angenommen
und ist inzwischen sogar für manche Münchner eine feste
Größe bei der Freizeitplanung. Und es soll sogar Autofahrer
geben, die ihre PS-Boliden in der Garage lassen und sich mit dem
Tretross auf den Weg ins Büro machen.

Im Herbst 1999 wurde
er für die verschiedenen motorlosen Fortbewegungsarten
zwischen Taufkirchen und Velden freigegeben, im Jahr darauf folgte
die zweite Hälfte, nah genug am Waldbad, um sich zwischendurch
mal abzukühlen.

Doch Fahrrad-Fahrer oder Skater haben natürlich
auch eine Kehle, die hin und wieder befeuchtet werden muss. Zwar
geht es
zumeist ohne allzu große Steigungen dahin und nur ab Babing
ist ein etwas kräftigerer Antritt erforderlich, um den sogenannten
Eibacher Pass mit seinen 490 Metern über Meeresspiegel zu
schaffen. Wobei sich übrigens niemand grämen muss, wenn
er diese Anhöhe nicht im Eilzugtempo oder im Sattel sitzend überwindet.
Schließlich soll hier auch mancher Lok die Puste ausgegangen
und ein zweiter Anlauf nötig gewesen sein, als der Viehtransport
noch in Güterzügen erfolgte und Babing Verladestation
war.

Aber ein Radlfahrer oder Skater braucht für einen
gesunden Durst sowieso keinen Anstieg, das schafft er – respektive
sie-
auch auf ebener Strecke. Weshalb man zum Beispiel im Gasthof Zuhr
in Moosen einkehren kann, wo es freitags ab 11 Uhr Weißwürste
nach dem bayerischen Zeit- und Reinheitsgebot gibt. Derart gestärkt
schafft man es spielend, vom benachbarten Bauernmarkt, der Ende
September neu eröffnet wird, Kraut und Rüben und allerlei
Schmankerl auf dem Drahtesel mit nach Hause zu bringen.

Wer es versäumte,
in Moosen einzukehren oder schon wieder Durst hat, der kann natürlich
auch in Taufkirchen einen Abstecher zum Brauereibiergarten machen.
Dazu muss er nur ab der Kellerstraße über
das Sportgelände des TSV und am Südufer des Schlossweihers
entlang radeln.

Vielleicht sollte man sich hier ein bisschen Wegzehrung
mitnehmen, denn der nächste Boxenstopp ist dann erst wieder
in Neuharting möglich, etwa 500 Meter nach dem „Eibacher
Pass“.
Dafür gibt‘s beim Kratzer Hannes nicht nur einen Biergarten,
der bei schönem Wetter unter der Woche ab 18 Uhr geöffnet
ist, sondern auch Produkte von seinem Bio-Hof. Und Samstag Nachmittag
und sonntags ab 11 Uhr wird gegrillt. Weshalb es Leute geben soll,
die an einem Tag mehrmals auf dem Vilstal-Radweg zu sehen sind.
Zumindest auf der Strecke zwischen den genannten Biergärten.      pebe