Taufkirchener Schaltjahre

Nicht wenige Menschen dürften sich diesen Termin schon lange und besonders dick in ihrem Kalender angestrichen haben. Sie haben seit Monaten, ja, seit Jahren darauf hin gefiebert, und mancher wird in der letzten Zeit vielleicht sogar regelmäßig Baldrian eingenommen haben, um nicht doch noch nervös an den Fingernägeln zu kauen, vor lauter Aufregung und gespannter Erwartung. Aber jetzt ist es wieder so weit.

In diesem Jahr wird am Faschingssonntag das lange Warten endlich wieder belohnt. Es wird nach langen fünf Jahren wieder ein Faschingsumzug durch die Vils-Gemeinde ziehen. Und wer hier ein bisschen stutzt, hat natürlich erst einmal recht. Denn eigentlich ist ja jedes Jahr Fasching. Wenn es aber erst nach fünf Jahren wieder einen Faschingsumzug gibt, dann würde das ja bedeuten, dass es öfter ein Schaltjahr gibt als einen Faschingsumzug in Taufkirchen (Vils).

Aber alle kritischen Geister können sofort beruhigt werden. Denn ausnahmsweise ist mal weder die Politik Schuld noch das Wetter und auch nicht der Islam. Es ist viel komplexer. Denn zum Beispiel bei Fußballern ist es ja auch so, dass sie immer vier Jahre pausieren zwischen zwei Weltmeisterschaften. Auch Europa-Meisterschaften sind nur alle vier Jahre. Das gleiche Bild bei den Olympischen Spielen: Nur alle vier Jahre werden die Höchstleistungen der Athleten mit einer Goldmedaille belohnt. Und das hat natürlich seinen Sinn.

Es ist nämlich für viele Menschen einfach ein Ding der Unmöglichkeit, in kürzeren Abständen und ohne erneute, entsprechende Vorbereitung extreme Höchstleistungen zu erbringen. Mit Ausnahme von Politikern vielleicht oder von Hedge Fonds-Managern, die natürlich immer Höchstleistung erbringen müssen. Oder waren es die Finanzbeamten?

Wie auch immer, alle anderen Sterblichen brauchen zwischendurch eine Regenerations-Phase und erneute Vorbereitung. Mal abgesehen davon, dass es bei einer jährlichen Ausrichtung von Fussball-Weltmeisterschaften und Olympiaden auch bald keine Länder mehr geben würde, die sich das leisten könnten.

Jedenfalls alle, die den Taufkirchener Faschingsumzug schon einmal erleben durften, vor fünf Jahren vielleicht oder vor zehn, also jeder, der vor 2010 geboren wurde, sie alle werden wissen, dass auch hier Höchstleistungen erbracht werden. Und zwar auf allen Seiten. Mit den wieder mehr als 50 Wagen und Gruppen. Und bei den sicher wieder mehreren Tausend Zuschauern. Die alle zusammen mit einer Höchstleistung für ein Höchstmaß an guter Laune und Ausgelassenheit sorgen werden.

Nun könnte natürlich ein Kleingeist einwenden, dass ja zum Beispiel in den Faschingshochburgen in den außerbayerischen deutschen Provinzen auch jedes Jahr ein Faschingsumzug wäre. Aber das ist nun wirklich kein Argument. Denn jedes Jahr mehr oder minder wieder die gleichen, alten Kamellen unters närrische Volk zu werfen, das ist eben eher wie Bundesliga.

Und außerdem, wer sich aus dem Massenbetrieb herausheben möchte, muss sich halt einfach etwas rar machen. Ganz zu schweigen davon, dass man in Taufkirchen nach diesem Faschingsumzug fünf Jahre Zeit hat, um sich auf den nächsten zu freuen. Helau!

pebe