DEN NOVEMBER SOLLTEN …

… WIR DEM DRAMA UND DER HEITERKEIT WIDMEN

Neulich am Kirtamoda haben sich die südbayerischen Totengräber in Geltendorf getroffen. Dieser jährliche Erfahrungsaustausch an jeweils anderem Ort ist zustande gekommen, nachdem sich vor vierzig Jahren einmal zwei benachbarte Oberlandler Gräbergruppen begegnet sind und festgestellt haben, dass es soviel Lustiges zu erzählen gibt: heutzutage z.B. von versehentlich ins Grab entglittenen Handys (vmtl. Live-Stream von der Beerdigung; wobei Live-Stream mir hier ein gewisser Widerspruch zu sein scheint …), von Verblichenen, die auf Wunsch der Verwandten möglichst ohne Gebet, hauptsache schnell unter die Erde sollen … Es wird also eine zünftige Zusammenkunft bei Weißwürscht und Blasmusik gewesen sein.

Wer so viel Komisches erlebt und dabei das ganze Jahr todernst bleiben muss – das hat eine gewisse Heiterkeit an sich. Umgekehrt brauchen wir alle ja einen gewissen Humor, wenn wir das Leben ernst nehmen wollen und es komischerweise von Anfang an ziemlich flott auf den Sarg zusteuert. Wer da nicht verzweifelt, beweist Heiterkeit.

Ich empfehle an dieser Stelle das kürzlich erschienene Büchlein „Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte“ von Axel Hacke. Darin beschreibt der Autor u.a. den Unterschied zu Witz und Fröhlichkeit und stellt fest: „Ein heiterer Mensch zu sein, bedeutet nicht, das Schwere zu ignorieren, sondern in etwas Leichtes zu verwandeln.“

Wenn uns jetzt im November sowohl kirchlicher Kalender wie auch die Natur dazu anleiten, stiller zu werden, innezuhalten, einzukehren bei sich, der Toten und des Todes zu gedenken, dann ist das eine wohltuende Zäsur zwischen den umtriebigen Sommertagen und dem Winter, der uns neben dem Advent auch sonstige Härten abverlangen wird. Nutzen wir die Zeit der Entschleunigung, erden wir uns, wie es auch die Natur tut – danach können wir ja gerne wieder aufblühen, wir Menschen tun das Innehalten ja ohnehin schon lange nicht mehr unserer umgebenden und auch inneren Natur entsprechend. Die Geduld haben wir nicht. Dann wenigstens im November, dem unspektakulärsten aller Monate. Und dem Erholsamsten.

Apropos Einkehr: Ein Spruch von Karl Valentin lautet ungefähr a so: „Heut bsuach i mi selber, hoffentlich bin i dahaom.“ Seien wir zur Abwechslung dahaom, im November! _Markus Tremmel