Wunschzettel

Jetzt ist es wieder so weit. Kinder wälzen Versandhauskataloge,
um ihre Wunschzettel zusammenzustellen. Frauen unterziehen den
Kleiderschrank einer kritischen Bestandsaufnahme. Und Männer grübeln
krampfhaft, welches Geschenk so sinnvoll sein könnte, dass von anderer
Seite auf den Kauf einer Krawatte verzichtet werden kann.

Da ist
es eigentlich nur selbstverständlich, dass sich auch mal
ein Bürgermeister und seine Gemeinderäte etwas wünschen.
Und das haben sie getan. Es ist hier unerheblich, auf welchen
Wegen der Wunschzettel der Gemeinde in die Hände des Verfassers
gelangte. Auf jeden Fall geschah dies im Einverständnis mit dem
Weihnachtsmann und den Datenschutzbestimmungen.

Und außerdem
war es ganz wichtig, dass dieser Wunschzettel nicht unter Verschluss
blieb, denn der Wunsch kann nur erfüllt werden,
wenn er publik gemacht wird. Gespannt? Also gut. Soll‘s verraten
werden!

Es ist eigentlich ein ganz bescheidener Wunsch, fast schon
eine Selbstverständlichkeit.
Die Gemeinde und ihre Vertreter wünschen sich nämlich nur,
dass die Bürger Taufkirchens jetzt nicht wieder anfangen auszuschwärmen
wie die Wespen auf der Suche nach süßen Sachen, sondern ganz
einfach auch in der Vorweihnachtszeit im Ort bleiben und sich redlich
nähren beziehungsweise hier einkaufen.

Sie wünschen sich, dass sich in diesem Jahr keine Karawane, ausgerüstet
mit Scheckkarten, Einkaufszetteln und etwas Proviant Richtung Großstadt
oder etwas größerer Kleinstadt in Marsch setzt und dort Regale
und ganze Warenhäuser plündert. Und dabei ist nicht nur die
Erhaltung der einheimischen Wirtschaftskraft der Vater des Wunsches.

Nein, den Weihnachtswünschern geht es auch um das Wohl der Bürger.
Dass sie nicht auf den langen Fahrten in die verheißungsvoll glitzernden
Einkaufstempel durch andere, vom Vorweihnachtswahn bereits besessene
Autofahrer in Gefahr gebracht werden. Dass sie nicht der Droge Konsum
verfallen, die in diesen vermeintlichen Einkaufsparadiesen so leichtfertig
und allüberall verteilt wird.

Davon abgesehen ist der Einkauf in der heimischen Gemeinde ja eigentlich
auch nur vernünftig weil viel stressfreier und gemütlicher.
Erstens gibt es hier doch auch – fast – alles was der Homo Weihnachtiensis
braucht. Man weiß, wo man was findet. Zur Not kann man einen Weg
zu Fuß zurücklegen.

Außerdem gibt es kaum Parkplatzsorgen. Und sollte wirklich mal
gerade kein Parkplatz zur Verfügung stehen, muss man nicht stundenlang
durch eine fremde Stadt irren in der durchaus realen Gefahr, aus Versehen
vielleicht sogar in einem ganz anderen Stadtviertel zu landen. Zu Hause
kennt man sich halt aus.

Kurzum, das ist doch mal ein richtig schöner Weihnachtswunsch.
Leicht zu erfüllen. Sinnvoll. Und sparen kann man beim Schenken
auch noch. Benzin. Nerven. Eine Ehe retten. Also: Machen Sie dieses
Jahr Weihnachtseinkäufe zu Hause. Da freut sich nicht nur der Weihnachtsmann. pebe