War das nicht ein herrliches Gefühl? Dieses Leben auf einer Insel der Glückseligkeit.
Mehr als ein halbes Jahrhundert liegt es zurück, dass die Menschen hierzulande durch einen Krieg und die aus ihm resultierenden Folgen leiden mussten. Ganz zu schweigen von Wohlstand und Wirtschaftswachstum, die wir seitdem genießen durften. Trotz aller Turbulenzen um uns herum.
Natürlich gab es immer mal ein paar Probleme. Aber eigentlich nicht wirklich etwas, das uns den Schlaf raubte. Außer vielleicht einer zu üppigen Mahlzeit am Abend. Es könnte alles zu Schnee von gestern werden.
Nein, das wird jetzt keine Glosse über Weltuntergangs-Prophezeiungen des Nostradamus. Derartiges würde erst in 200 Jahren wieder Sinn machen. Und vor allem ist dies keine Glosse. Dazu ist die Lage zu ernst. Direkt vor unserer Haustür. Im Nahen Osten zum Beispiel. Oder in der Ukraine. Denn die Zeiten sind vorbei, als man sich entspannt zurücklehnen konnte, obwohl sich auf den Golan-Höhen oder auf dem Sinai die Menschen gegenseitig umbrachten.
Nicht dass der Nahe Osten näher gekommen wäre. Es hat sich dort nur ein Flächenbrand entwickelt. Und die Flammen schlagen so hoch, dass sie auch unsere Klamotten von Gucci, H&M oder Lodenfrey ansengen könnten. Die Liste ist umfangreich. In Syrien, im Gaza-Streifen und im Irak ist Krieg. Das kann auch von keiner vorübergehenden Waffenruhe schön geredet werden.
In anderen Staaten schwelen Konflikte, zum Teil hervorgerufen durch eben diese Kriege, die sich jeder Zeit zur bewaffneten Auseinandersetzung ausweiten können. Wenn sie es nicht schon getan haben. Wie zum Beispiel in Ägypten. Ein Krieg mit anderen Mitteln. Zur Not auch mit der Justiz und 529 Todesurteilen für Muslimbrüder.
Da kann immer noch jemand fragen, was das mit uns zu tun hat. Aber die Antwort lautet leider: Sehr viel! Denn in diesen Konflikten und Kriegen geht es nicht um ein Stück Land. Oder um Ölquellen. Es geht um Ideologien und Religionen. Sie sind der Grund, warum die Horden des IS, des „Islamischen Staats“, mordend durch den Irak ziehen.
Auch in Syrien ist aus den Demonstrationen gegen einen autoritären Machthaber ein Krieg der Glaubensrichtungen und ihrer fundamentalistischen Vertreter geworden. Und das ist das Problem. Denn fanatischer Glaube und ebensolche Ideologien sind nicht an Grenzen oder Gebiete gebunden. Die lassen sich leichter exportieren als Panzer aus der BRD in den Nahen Osten.
Das zeigen auch die Kämpfer aus der Bundesrepublik, die in den Krieg in Nahost ziehen. Ganz zu schweigen davon, dass zum Beispiel mit der Türkei ein Nato-Partner in die Konflikte mit hinein gezogen werden könnte. Und was dann? Auch wenn man momentan Herrn Erdogan nicht besonders schätzt in der EU: Nato-Partner ist Nato-Partner.
Und was ist mit dem Baltikum? Wenn sich da ein Herr Putin einfallen lässt, dass russische Bürger in Gefahr sein könnten? Da könnte es ganz schnell zum Krim-Effekt kommen. Und was tun dann Nato und EU?
Das ist kein Plädoyer, um den Urlaub abzubrechen und Lebensmittel zu hamstern. Aber vielleicht sollte man sich das einfach mal durch den Kopf gehen lassen. Und ziemlich genau hinschauen, welche Ideen unsere Politiker haben. Denn Europa ist keine Insel mehr. Noch nicht einmal der Glückseligkeit. Und womöglich wird auch noch der Sand knapp werden, in den mancher gerne mal den Kopf hinein gesteckt hat.
pebe