Ob das hierzulande beim Finanzamt Freunde fände? Im fernen Argentinien soll es jedenfalls zu den traditionellen Silvester-Bräuchen gehören, dass Unterlagen zu Papierschnipseln verarbeitet und dann aus dem Fenster geworfen werden. Um sich fürs neue Jahr von altem Ballast zu befreien. Wohingegen man in Schottland kurz nach Mitternacht unbedingt einen jungen Mann ins Haus lassen soll, wenn er Whiskey, Rosinenbrot und ein Stück Kohle dabei hat, weil sonst das Glück im neuen Jahr ausbleibt.
Auch wenn man nicht so genau weiß, was dann mit der Kohle geschieht, dieser Brauch erscheint einem ja noch einigermaßen vielversprechend, zumindest hat man dann ja ein wärmendes Gläschen Whiskey im Haus. Und vielleicht findet sich ja auch für den jungen Mann eine Verwendung. Ob man aber wirklich eine Fischschuppe ins Portemonnaie legen möchte, damit dieses auch im kommenden Jahr immer ausreichend gefüllt ist?
Papst Sylvester hätte es sich wohl nicht träumen lassen, dass sein Name dereinst mit allerhand Aberglauben in Verbindung gebracht würde und inzwischen auch von der Industrie äußerst gewinnträchtig eingesetzt wird. Außerdem gab er wohl eher ungefragt nach der Einführung des gregorianischen Kalenders im 16. Jahrhundert dem 31. Dezember seinen Namen, es war nämlich sein Todestag.
Und damals hat man zwar an diesem Tag mit allem möglichen Utensil Lärm gemacht, um die bösen Geister zu vertreiben anstatt wie jetzt Millionen für Feuerwerke auszugeben, aber noch niemand dachte daran, erhitztes und somit flüssiges Blei ins Wasser zu gießen, um dann aus irgendwelchen erkalteten Klumpen oder anderen Gebilden die Zukunft zu lesen. Falls übrigens in diesem Jahr irgendjemand etwas gießt, was irgendwie an ein Jagdhorn erinnern könnte, dann winkt ihm für 2010 angeblich Vergnügen ohne Ende.
Nicht weiter verwunderlich ist, dass in Zeiten, in denen für manchen der Mondkalender die Friseurtermine festlegt und fernöstliche Lehren bei der Inneneinrichtung ausschlaggebend sind, auch die Silvester-Bräuche immer wieder neuen Moden und Einflüssen unterworfen sind. So gibt es inzwischen wohl nicht mehr allzu viele Frauen hierzulande, die sich ohne rote Unterwäsche in die Silvester-Vergnügungen stürzen, was übrigens für ihre Geschlechtsgenossinnen in Italien oder Spanien schon lange Tradition ist.
Noch nicht so richtig eingebürgert hat sich hingegen ein Brauch von der iberischen Halbinsel, im Takt der zwölf Glockenschläge um Mitternacht zwölf Trauben zu essen, um das Glück zu bezirzen. Wohingegen hierzulande ein Erbsengericht oder ein Wammerl mit Kraut schon eher nach Mitternacht auf den Tischen kommt, sorgen diese Mahlzeiten doch dem Hörensagen nach für Reichtum im neuen Jahr.
Und dann gibt es auch noch den schönen Usus, einen Wunsch auf einen Zettel zu schreiben und mit einer Rakete in die Luft zu jagen. Man sollte allerdings daran denken, dass diese Botschaft in Nachbars Garten landen könnte. Außerdem liegt noch immer keine wissenschaftliche Studie vor, die zweifelsfrei belegt, dass auch nur einer dieser Bräuche zum gewünschten Erfolg führen könnte.
Weshalb man sich vorsichtshalber dann doch lieber nach allen Seiten absichern sollte. Also das Blei nicht vergessen und die Rakete. Vorsichtshalber ein paar Trauben gekauft und die rote Unterwäsche. Eine Dose mit Kraut steht ja noch in der Speisekammer. Nur das mit dem Zerreißen von Unterlagen sollte man sich wirklich gut überlegen.
pebe