Auch wenn Waldbadbesuch und erste Bikini- respektive Badehosen-Anproben
noch in weiter Ferne scheinen: Der Zeitpunkt ist wieder einmal
gekommen um über das Essen nachzudenken, unser aller täglich
Brot.
Doch dieses Mal wollen wir nicht die Jahreszeit nutzen, um über
Frühjahrsdiäten oder bevorstehende sommerliche Grill-Exzesse
zu lästern. Was hierzulande und dem Kalender entsprechend auf
den häuslichen Tisch kommt, das soll auf den Prüfstand. Tatsache
ist, dass man jetzt bereits wählen kann zwischen Erdbeeren aus ökologischem
Anbau und solchen, denen die Pestizide wohl erst noch von der
Stiftung Warentest nachgewiesen werden müssen. Um erst gar nicht
von den Mangos, Papayas, Litschis oder anderen exotischen Früchten
zu sprechen, die es ganzjährig gibt.
Vom Loup de mer soll hier
die Rede sein, von Frühlingsrollen und
Nasi Goreng, Rentiersteaks, kanadischen Shrimps und Pizza. Also
von allem, was wir ohne Probleme in den Regalen und Tiefkühltruhen
des Supermarktes um die Ecke finden, und was deshalb auch den
Weg in unsere Kochtöpfe
und auf die Teller nimmt.
Doch wäre ein Mensch, ohne Verbindung
zur Heimat aufrecht zu erhalten, vor einigen Jahrzehnten zum
Saturn aufgebrochen oder hätte die Einsamkeit
in der Bergwelt gesucht, er verstünde wohl die Welt nicht mehr,
wenn er unsere Teller jetzt sähe. Denn geht man nur 40 Jahre zurück,
so sah das noch ganz anders aus. Erdbeeren bekam man da nämlich
erst, wenn sie im Garten reif waren.
Und ansonsten gab es auch
nur, was der heimische Boden hergab. Also Kartoffeln, viel Kraut,
weil das „eingeschnitten“ den
ganzen Winter über hielt und die Menschen bis in den Frühling
hinein mit Vitaminen versorgte. Milchprodukte natürlich, aber
keinen Feta, keinen Parmesan und keinen Mozzarella.
Dafür fast
täglich eine Suppe. Brotsuppe zum Beispiel, oder
eine Zwul-Suppe. Da wurden Mehl, das damals noch kein Weißmehl
war, und Eier zu einem festen, gesalzenen Teig geknetet, der
auf einer Reibe in kochendes Wasser gerieben wurde, bis er hochkam.
Garniert wurde diese Mahlzeit mit gerösteten Zwiebeln. Und sicher
gab es im Frühjahr
auch noch was aus der winterlichen Schlachtung. Einen Presssack
vielleicht oder „G‘selchtes“, also gepökeltes
Fleisch. Ein Genuss war der erste Salat aus dem Mistbeet.
Aber
vor allem gab es Mehlspeisen. Dampfnudeln zum Beispiel, Schmalzgebackenes.
Und als besondere Variante die Schuxen, die man ja auch heute
noch bekommt, allerdings fast nur noch in ländlichen Großfamilien
mit gestandenen Hausfrauen oder beim Bäcker.
Und weil damals nun
wirklich nicht jeder ein Kaiser war, gab‘s
den gleichnamigen Schmarrn auch anders. Dafür wurden Kartoffeln
gekocht, durch ein Sieb gedrückt, mit Mehl und Eiern vermischt.
Das Ergebnis war ein bröseliger Teig, der dann in der Pfanne geröstet
und entweder mit Apfelkompott oder mit Sauerkraut gegessen wurde.
Zwar
gab es damals noch keine Kochsendungen mit Event-Charakter im
Fernsehen. Aber dafür wussten die Menschen beispielsweise, dass
mit Pellkartoffeln und einer Buttermilch der Körper alles bekam,
was heute so gerne durch lösliche Tabletten an Vitaminen und Mineralien
zugeführt wird. Es muss also nicht immer der Griff in die Tiefkühltruhe
des Supermarktes sein. Eigentlich – und vielleicht für manche
aus der jüngeren Generation erstaunlicherweise – wächst bei
uns genug um uns zu ernähren. Und vermutlich gäbe es dann
auch weniger Gründe, um über Frühjahrsdiäten zu
lästern.
pebe