FRAGE AN RADIO EREWAN:

IST ES MÖGLICH, DASS …

Ich saß neulich in Erewan, der schönen Hauptstadt des schönen Armeniens. Wo die wichtigste Frage stets jene zu sein scheint, ob gerade der Ararat zu sehen ist oder nicht, weil er ganz oder teilweise in Wolken gehüllt ist. Die Armenier sehen ihn aber auch im dichtesten Nebel ganz klar: Er ist ihr Sehnsuchtsort – aus armenischer Sicht heute unerreichbar auf dem Territorium der Türkei.

Erewan wiederum ist der Ort des fast schon mythologischen „Radio Erewan“, das in Sowjetzeiten auf alle gesellschaftspolitischen wie alltäglichen Fragen eine recht verklausuliert eindeutige „Im-Prinzip-ja-Antwort“ hatte.

Frage an Radio Erewan: „Ist es möglich, dass das Taufkirchener Ortszentrum noch schöner werden kann?“ Antwort Radio Erewan: „Im Prinzip ja. Aber man sollte damit anfangen, ein paar Fassaden und das Wörtchen noch zu streichen.“

Was unseren KOMPASS betrifft: „Ist es möglich, dass der KOMPASS den Taufkirchener Gemeindebürgerinnen und -bürgern Orientierung gibt?“ Antwort Radio Erewan: „Im Prinzip ja. Wenn man ihn waagrecht hält und das Titelbild nach Norden ausrichtet.“ (Wir legen allerdings Wert darauf, dass er es auch senkrecht tut!)

Das kommende Pfingstfest ist das Fest … – ja welches? Der Pfingsternis, könnte man schlussfolgern, machte man dazu eine Umfrage. Der Heilige Geist möge über uns kommen und wir fragen Radio Erewan: „Ist es möglich, dass nach Pfingsten alle Christen der hiesigen katholischen wie evangelischen Pfarreien vom Geist erfüllt sein werden?“ Antwort Radio Erewan: „Im Prinzip ja. Aber wer soll den ganzen Schnaps bezahlen?“ Es bleibt noch etwas Zeit, sich über den Sinn von Pfingsten im Klaren (= nicht Obstler) zu werden!

In Wambach – und vielleicht nicht nur dort – wird an Fronleichnam eine der wichtigsten Logistik-Fragen des Jahres lauten: Wer geht wo in der Fronleichnamsprozession? Dazu wollen wir eine uralte, seit den Tagen des örtlichen Urchristentums existierende Frage klären: „Ist es je möglich, dass die Frauen vor dem Himmel gehen werden?“ Antwort Radio Erewan: „Im Prinzip nein. Es sei denn, der Himmel fällt nach hinten runter.“

Dann wird’s aber hinten höher als vorn, außerdem Weltuntergang – und das wollen wir heuer lieber noch nicht riskieren. Vielleicht anno 2072 einmal.

_Markus Tremmel