Heimatkundliches Gemeindearchiv Taufkirchen (Vils)

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Der Adlberger – ein Markt mit langjähriger Tradition

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Adlberger Markt 1961

Der Adlberger, wie er hier genannt wird, hat eine langjährige Tradition. Wahrscheinlich gibt es diesen Markt schon 800 Jahre; vor 333 Jahren wurde er nach Taufkirchen verlegt.

Seinen Ursprung hatte der Adlberger Markt, wie sein Name schon sagt, in dem nahegelegenen Ort Adlberg. Bereits im 13. Jhd. wurde dort an der Kreuzung der ehemaligen Altstraßen Erding-Taufkirchen und Dorfen-Babing-Tegernbach ein Jahrmarkt veranstaltet, „welcher nebst jenem Singoldingermarkte nächst Erding und dem bekannten Käferlohermarkte zu den besuchtesten in Altbayern gehörte“ (Chronik Erding, B. Zöpf). Nach einem alten Saalbuch aus dem Jahre 1278 bezog der Richter von Erding „Ze Aetelberg an dem Jarmarcht XXXVI. dl.“

Die Vorgeschichte zur Verlegung des Marktes begann 1688, als für einen verdienten Offizier eine Hofmark aus den Orten Adlberg, Frauenvils, Aham und einer Reihe von Gütern und Orten um Taufkirchen gebildet werden sollte. Als dies der Hofmarksherr Adam Freiherr von Puech erfuhr, ruhte er so lange nicht, bis diese Orte seiner Hofmark einverleibt wurden. Er verzichtete dafür sogar auf die Pflege von Donauwörth. Vergeblich wehrten sich die Bewohner dieser Orte und Güter, vergeblich wandten sie sich an die „Christmildeste Lanidshuld“ des Churfürsten und führten alle Schandtaten des Hofmarksherrn von Taufkirchen auf, mit der Beteuerung, dass solche Behandlung der Untertanen selbst in der böhmischen und ungarischen Freileibeigenschaft „nit bald erhört worden“ seien. Aber all ihre Beschwerden halfen nichts. Am 26. Juni 1688 wurden mit einem Gnaden- und Konzessionsbrief vom Churfürsten der Hofmark Taufkirchen folgende Orte zugeteilt: Frauenvils, Aham, Schaffhausen, Reckenbach, Oeldering, Adlberg, Heldering, Stadl, Wegmann und Kirchlern.

Nachdem nun Adlberg zu seiner Hofmark gehörte, verlegte Adam von Puech 1689 kurzerhand auch den Adlberger Markt nach Taufkirchen, wohl um den Umsatz seiner Brauerei zu steigern. Sein Handeln begründete er in einem Schreiben vom 12. April 1690 an den Herzog von Bayern. Dabei behauptete er ganz kühn, dass der Adlberger früher stets in Taufkirchen stattgefunden habe, was jeglicher Grundlage entbehrte. Durch die eigenmächtige Verlegung geriet Adam von Puech mit dem Landgerichtspflegeverwalter von Erding in Prozess wegen der Jurisdiktion, die auf dem Markt lag. Aber auch diesen gewann der streitbare Schlossherr und erhielt am 04. Januar 1692 die Rechtsprechung auf den Markt.

Eine Aufstellung über die Beschickung des Marktes am 27. Mai 1789 zeigt, wie umfangreich das Warenangebot damals war. Anwesend waren: „15 Krämer mit langer Waar, zwei Baumwohlhandler, fünf Welsche, ein Riemer, drei Sailer, vier Saifensieder, fünf Bäcken, zwei Geschmeidmacher, zwei Wetzsteinmänner, drei Hutterer, drei Sensenmänner, sechs Brieftrager, zwei Schwammenmänner, drei Träxler, fünf Männer mit Rechen und Gabeln, drei Nagelschmied, zwei mit baumwohlenen Strümpfen, drei Kramer mit geistlicher Waar, ein Zuckerbacher, vier Hafner, ein Spängler, ein Käßhandler und drei Löfflmacher“. Das Standgeld schwankte zwischen zwei und sechszehn Kreuzern. Die Hafner mussten die höchste Summe bezahlen.

Der Viehmarkt, der beim Adlberger immer mit stattfand, hatte damals folgendes Ergebnis: „Verkauft wurden 1 Pferd, 78 Rindvieh, 167 Kälber, 193 Schweine, 16 Gaiss. Unverkauft blieben: 132 Rindvieh, 12 Kälber, 10 Schweine, 8 Gaiss.“ An Viehzoll wurden fast 27 Gulden eingenommen.

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Adlberger Markt 1904

Von der Beliebtheit des Marktes zeugt auch eine Notiz aus dem Jahre 1903 welche besagt, dass an den beiden Markttagen beim Metzgerwirt 66 Hektoliter Bier ausgeschenkt und 5000 Bratwürste verkauft wurden. Dabei waren noch fünf weitere Wirte am Ort, die angeblich auch kein schlechtes Geschäft gemacht haben.

Der Adlberger Markt war über Jahrhunderte hinweg für Taufkirchen das größte wirtschaftliche und gesellschaftliche Ereignis im Jahr. Aufgrund der Entwicklung der Ortschaften und Städte und dem dort immer größer werdenden Angebot war man im Laufe der Zeit jedoch nicht mehr gezwungen, seinen Bedarf beim nächstgelegenen Jahrmarkt zu decken. So verloren die Warenmärkte immer mehr an Bedeutung für Käufer und Händler. Erst das knappere Warenangebot der Kriegs- und Nachkriegszeit belebte das Marktgeschehen noch einmal, bevor das Interesse fast gänzlich erlahmte.

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Bericht über den Adlberger Markt 1928

Die Gemeindeväter versuchten fortan alles Mögliche, um dem Markt wieder zu seiner ursprünglichen Anziehungskraft zu verhelfen. So wurde 1960 zusammen mit dem Adlberger Markt das erste kleine Volksfest abgehalten, wobei auch zwei Jockey-Flachrennen veranstaltet wurden. Diese Pferderennen waren früher eine große Attraktion auf jedem Adlberger Markt. Jedoch hat die zunehmende Mechanisierung auch vor dem einst pferdereichsten Landkreis nicht Halt gemacht – die Pferde wurden immer weniger. Zudem galoppierte 1967 ein Pferd in die Zuschauermenge und verletzte mehrere Personen. Taufkirchens Gemeindeoberhäupter Bartholomäus Wegmann (1. Bürgermeister) und Nikolaus Greimel (2. Bürgermeister) wurden daraufhin aufgrund ungenügender Absicherung der Rennbahn angeklagt, vom Schöffengericht München-Land von der Anklage der fahrlässigen Körperverletzung jedoch freigesprochen. Fortan wurden keine Pferderennen mehr veranstaltet. Bereits 1961 konnte erstmals wegen des fehlenden Angebotes auch kein Viehmarkt mehr abgehalten werden.

Das äußere Erscheinungsbild änderte sich in dieser Zeit grundlegend. Die starke Zunahme des Verkehrs auf den Durchgangsstraßen machte eine gefahrlose Abhaltung des Marktes in der Ortsmitte unmöglich. Im Jahre 1962 wurden deshalb die Marktstände erstmals in der Bräuhausstraße aufgebaut, was von den Händlern und den Besuchern gleichermaßen begrüßt wurde.

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Adlberger Markt 1984 in der Bräuhausstraße

Aber nicht nur eine räumliche, sondern auch eine zeitliche Verlegung wurde notwendig. Um der berufstätigen Bevölkerung die Teilnahme am Marktgeschehen zu ermöglichen, hat die Gemeinde bei der Regierung von Oberbayern gegen alle Einwände und Widersprüche des Ambulanten Gewerbes 1968 eine Verlegung des Marktes von Mittwoch und Donnerstag auf Samstag und Sonntag, dem Wochenende vor Pfingsten durchgesetzt. Durch diese Verlegung gab es bei den Fieranten Terminüberschneidungen mit anderen Märkten, sodass zunächst ein deutlicher Rückgang an Händlern zu verzeichnen war. Nachdem jedoch der Markt in der Bevölkerung wieder mehr Zuspruch fand, stieg auch wieder die Zahl der Fieranten.

Neben den Fieranten rüsteten sich auch die einheimischen Geschäfte, um ihren Kunden Besonderes und Preiswertes zu bieten. Fester Bestandteil des Marktes waren zudem stets Karussells, Schaukeln, Schießbuden und Losstände. Nicht fehlen durfte der „Billige Jakob“, der mit markigen Sprüchen wie „Leut kauft’s Kämme, es kommen lausige Zeiten“ seine Waren lautstark angepriesen hat.

1989, anlässlich der 300-Jahr-Feier wurde der Markt zurück in die Landshuter Straße und auf den Marktplatz verlegt, um so auch die örtlichen Geschäfte wieder mehr in das Marktgeschehen einzubinden. Mit vielen Aktionen hat vor allem das Möbelhaus „M+M“ lange Jahre den Markt bereichert, z.B. mit einer „Straßenbahn“ die zwischen dem Haupthaus in der Landshuter Straße und dem Carry-Mitnahmemarkt am Bahnweg verkehrte.

Eine wesentliche Aufwertung erfolgte 1996 mit der Einführung der Adlberger Nacht, die sich schnell großer Beliebtheit erfreute und mittlerweile vom Adlberger nicht mehr wegzudenken ist. Auf mehreren Plätzen entlang der Landshuter Straße und an der Bräuhausstraße wird bis spät in die Nacht Biergartenatmosphäre mit Live-Musik geboten und beste Stimmung erzeugt.

Der Adlberger hat sich in den letzten Jahrzehnten überhaupt mehr von einem reinen Warenmarkt zu einem „Erlebnis- und Warenmarkt“ entwickelt. Nicht nur die Live-Musik, sondern auch ein buntes Programm vieler Geschäfte und Vereine u.a. mit Showtanz sowie bayerischer und griechischer Folklore findet großen Anklang bei den Besuchern. Nicht zu vergessen das Standkonzert beim Brunnen an der Pfarrkirche sonntags um 11.00 Uhr, das schon traditionell fest zum Programm des Adlbergers gehört. _Konrad Karbaumer

 

Gemeindearchiv

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