SONDERN IM BLICK MIT ERHOBENEM KOPF.
Es hat Zeiten gegeben, da schauten die Leute in den Himmel, um sich zu orientieren. Die Sterne leuchteten den Jahreslauf aus, zeigten den Seefahrern den Weg, kündeten Heil und Unheil an. Der Mensch richtete seinen Blick nach oben. Was auch dann nicht schadete, wenn ein Blumentopf im Anflug war.
Dann kam der Fernseher. Fortan blickten die Menschen geradeaus. Fürs Wetter und sonstigen Weltendonner musste man nicht mal mehr aus dem Fenster schauen. Was schadete, wenn die eigene Umgebung damit aus dem Fokus geriet und alles Ferne wichtiger wurde als das Nahe.
Dann kam das Smartphone. Seither schaut der Mensch nur noch nach unten. Schlecht bei Blumentöpfen von oben, Mitmenschen von vorne und Meinungen aus anderen Perspektiven. Und fürs Gnack wahrscheinlich auch.
Jetzt im August weint der Laurentius Tränen. Ob er das neuerdings ob solcher Degeneration tut, weiß man nicht so genau. Sollte man mal die KI fragen … Traditionell sind damit die Sternschnuppen des Perseidenschauers gemeint. Und die sieht man, wenn wir ausnahmsweise wieder einmal nach oben schauen. Garaus Mitte August – wenn am 10. der Namenstag des Laurentius gefeiert wird.
Um diese Jahreszeit durchqueren wir mit unserer Raumkugel Erde regelmäßig eine Gegend in unserem Sonnensystem, wo die Überreste des zerstobenen Meteors Swift-Tuttle stauben. Und wenn diese kleinen Teilchen in unsere Erdatmosphäre eintauchen: Sternschnuppen!
Perseiden heißen sie, weil sie scheinbar aus dem Sternbild des Perseus kommend über den Nachthimmel sausen. Lass dich nicht verführen und enttäuschen, wenn die Medien melden, über 100 Sternschnuppen in einer Stunde seien in solchen Nächten sichtbar. Hab ich noch nie gesehen! Wenn‘s sieben waren, dann schon großes Glück. Solche Angaben blenden aus, dass so viele Schnuppen maximal nur unter optimalen Bedingungen ohne eine blendende Straßenlaterne im weiten Umkreis zu sehen wären.
Freue Dich an einer schon. Und wünsch Dir was! Mögen des Laurenti Tränen solche des Glückes sein. Aus der Ferne kommen sie, uns daran erinnernd, dass der Sternenhimmel alle Nächte größer ist als alles, was man sonst auf dem Schirm hat. Seit Jahrhunderten, Jahrtausenden, Jahrmillionen.
_Markus Tremmel
