Inklusion

Es liegt wahrscheinlich an dem etwas sperrigen Begriff, dass immer noch viel zu wenige Menschen etwas damit anfangen können. Geschweige denn versuchen, in die Tat umzusetzen, was dahinter steckt. Man könnte bei dem Wort „Inklusion“ aus aktuellem Anlass an ein implodierendes Handy denken oder meinen, alles sei inbegriffen, also etwas ähnliches wie das „All you can eat“ in manchen Restaurants oder diese All-inclusive-Reisen nach Antalya oder anderswohin. Damit ist man ohne es zu wissen – abgesehen vom implodierenden Handy – eigentlich von der Wahrheit nicht allzu weit entfernt.

Schuld an dem Begriffswirrwarr sind wieder einmal die alten Römer mit ihrem Latein. Das ja so gerne bei Wissenschaftlern dafür herhalten muss, Begriffe oder Phänomene zu umschreiben, die man genauso gut, wenn nicht sogar besser, auf Deutsch ausdrücken könnte. Genau so ist es bei der Inklusion. Denn eigentlich bedeutet das lateinische Wort, dass etwas eingeschlossen wird. Und das durchaus im Sinne von „einsperren“.

Das trifft die Sache nun wirklich nicht. Denn Inklusion, so wie es die Sozialwissenschaft verwendet, will vielmehr, dass etwas geöffnet wird. Dass gewisse Dinge, Örtlichkeiten oder Situationen nicht nur für bestimmte Menschen möglich oder zugänglich sind. Sondern für alle Menschen. Und damit sollten auch wirklich alle Menschen gemeint sein. Reiche wie Arme. Gesunde und Kranke. Friesen und Bayern. Inländer und Ausländer.

Das ist sogar in einer UN-Konvention als Menschenrecht festgelegt und auch von der Bundesrepublik Deutschland als solches anerkannt. Nur, wie in manchen anderen Bereichen auch, hakt es noch gewaltig mit der Umsetzung. Und das vor allem, weil sich eigentlich alle Menschen hierzulande dementsprechend verhalten müssten. Also akzeptieren müssten, dass Menschen mit einer Behinderung nicht in Heimen, vom Alltagsleben und von denen, die sich für „normal“ halten, abgeschirmt leben. Sondern mitten unter uns.

Dass zum Beispiel alte Menschen nicht mehr in den sogenannten Seniorenheimen mehr oder minder isoliert vom Rest der Welt auf ihren Tod warten müssen. Sondern noch Gelegenheit haben, entsprechend ihrer Möglichkeiten am Leben teil zu haben. Inklusion würde auch bedeuten, dass Flüchtlinge nicht nur besser vor Ausländerhass geschützt und nicht mehr möglichst weit weg von den besseren Wohnvierteln jahrelang kaserniert werden. Es meint vielmehr auch, dass sie mitten unter uns ihr Leben führen können. Arbeiten können. Dass es Schulen für ihre Kinder gibt.

Hierzulande fällt das Wort Inklusion zumeist, wenn es um Menschen mit körperlicher Behinderung geht. Und da hat sich auch schon manches getan. Handelt es sich aber um psychische Behinderungen, so wird immer noch am liebsten Inklusion im eigentlichen Sinne des lateinischen Wortes betrieben. Also weggesperrt. Als ob kein Platz wäre für Menschen, die nicht dem eingefahrenen Bild der Anderen entsprechen.

Ein Vorschlag: Einfach nicht mehr so tun, als wäre man selber das Maß aller Dinge. Das wäre schon mal ein kleiner Schritt in Richtung Inklusion. Und kann unser Leben durchaus positiv verändern. Es muss ja nicht davon abhalten, dass man beim nächsten Urlaub wieder all-inclusive bucht.

pebe