… UND WARUM MAN NICHT ALLES VERSTEHEN MUSS
Richtig verstanden haben wir die lateinischen Texte der Maiandachten nie so recht, aber begriffen haben wir. Dass es etwas Feierliches ist, dass es die Seele berührt. Heute ist’s meistens umgekehrt. Wie schön das Tantum ergo sacramentum, unterstützt von Weihrauchwolken, die wir Ministranten in den Altarraum stießen, um anschließend in der Sakristei in unbeobachteten Momenten ein bisserl vom Messwein zu kosten. Danach saßen wir draußen auf den Staffeln in der Abendsonne, bis der Mesner uns zum nächsten Auftritt hineinzitierte. Und das Volk kannte die lateinischen Kehrverse.
Manches Verlorene kann man ein wenig wettmachen, wenn man den Maiandachten heute oft einen neuen, doch auch alten Sinn verleiht: indem man sie draußen bei Wegkreuzen oder Kapellen feiert. Damit kommt man durchaus dem Ursprung der vorchristlichen und christlichen Maifeiern nahe: das erneute Aufblühen der Natur nach den Wintermonaten. Schon in der heidnischen Antike standen dafür bevorzugt Göttinnen Pate. So kommt es nicht von ungefähr, dass das Christentum in der Antike, vor allem aber im späten Mittelalter dann der Gottesmutter Maria diesen Monat gewidmet hat.
Schön also, wenn man schon – wie auf unserem Bild – den „Zwergerln“ im Zwergerlwald eine sinnliche Ma(r)ienerfahrung zuteil werden lässt. Genitori genitoque, laus et jubilatio! Lob und Jubel den Generationen (frei übersetzt).
Jubel und Lob hat der Freiherr Adam von Puech im Jahre 1689 wohl auch ausgelöst: allerdings nur in Taufkirchen. Die Adlberger werden’s nicht so recht verstanden haben, dass der Taufkirchner ihnen kurzerhand den Adlberger Markt weggenommen hat, angeblich weil der früher in Taufkirchen gewesen wäre. Das werden die Adlberger auch nicht dadurch begriffen haben, dass der Baron vermutlich einen alten lateinischen Vertrag hervorgezaubert hat, das war dann eher Freiherrenlatein. Ob der Markt stilvoller gewesen wäre in Adlberg? Wir wissen es nicht, wir kennen ihn nur als sehr schöne Tradition in Taufkirchen und freuen uns auf ihn in drei Wochen!
Feiern wir den Mai – wie und wo auch immer: „Panem de caelo praestitisti eis“ – Brot vom Himmel hast Du ihnen gegeben! sang der Pfarrer. „Omne delectamenten in se habentem!“ – Das alle Erquickung in sich birgt! Antwortete das Volk. _Markus Tremmel