Der November ist der Monat der Einkehr. Beim Alten Bier, beim Laubkehren und bei mir – innere Einkehr. Bin gspannt, ob i dahoam bin – hat der Karl Valentin sinngemäß gesagt. Schau ma amoi.
Wer eine besondere Einladung dazu braucht: die steht am 19. November im Kalender – Buß- und Bettag. Solche Tage der Besinnung, oft des Fastens hat es seit Jahrhunderten gegeben, man kannte katholische Quatembertage (alle Vierteljahre etwa, es gibt sie noch, aber sie sind vergessen), gebußfastet wurde eh dauernd (auch vergessen), und die evangelische Kirche hat bis heute den Buß- und Bettag gerettet, der in Deutschland seit 1995, außer in Sachsen, kein arbeitsfreier Tag mehr ist.
Wer eine Anregung für eine gscheite Buße braucht: Bahnfahren! Ich bin wirklich keiner, der gerne in die gleiche Kerbe schlägt, dass alles schlecht ist. Aber Bahnfahren ist es! Jedes Mal wenn ich in letzter Zeit bahngefahren bin, hätte ich vorher auch einen Banküberfall verüben können – ich hätte umgehend gesühnt! Kürzlich wollten wir von Dorfen mit dem Zug zum Anschluss-Fernzug nach Budapest nach München-Ost. Zwanzig Minuten vor Abfahrt hat uns der Automat am Dorfener Bahnhof freimütig ein Billettl für die RB40 gegeben, bloß 8 min Verspätung. Kurz drauf die Anzeige am Bahnhof, dass es nur noch 4 Minuten Verspätung sind. Zwei Minuten vor Einfahrt des Zuges die Anzeige: „Dieser Zug fällt heute leider aus“.
Wie? Hat da jetzt der Lokführer spontan in Wasentegernbach angehalten und ist zum Bräu z’ Loh, um sich a Maß zu kaufen?
Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal ernsthaft nach den Flugverbindungen von München nach Frankfurt schauen würde, hab mich neulich dann doch wieder für die Bahn entschieden – und wäre fast wieder nicht angekommen, weil erst der dritte Zug dorthin wirklich gefahren ist … Während beim Fliegen meist ein Vater Unser hilft, dass alles gut geht, ist bei der Bahn selbst der komplette schmerzensreiche Rosenkranz wirkungslos!
Früher hat man sich im Orient glühende Kohlen aufs Haupt gesetzt, um Buße zu tun, sprichwörtlich hat sich das im „Asche aufs Haupt“ erhalten. Wer mit der Bahn fährt, tut Buße, indem er auf glühenden Kohlen sitzt, wenn er einen Termin hat. _Markus Tremmel
