EINE STUNDE RETOUR …

… UND WARUM DES NUR RELATIV NORMAL IS’

Heimlich, still und mit Getöse kehren wir des Nachts vom 26. auf den 27. Oktober wieder zur Normalzeit zurück. Eine Stunde retour! Wir sagen’s hier schon einmal frühzeitig, weil erfahrungsgemäß alljährlich ein paar von den wenigen am Sonntagmorgen eine Stunde zu früh vor verschlossener Kirchentüre stehen und dann die restlichen paar eine Stunde später noch weniger sind, ganz abgesehen davon, dass das ein Problem der Zeit, aber kein Zeitproblem ist.

Die Normalzeit orientiert sich am Sonnenlauf. Um 12 Uhr mittags stünde demnach die Sonne im Zenit. Jetzt schau Dir einmal eine Sonnenuhr an, ob das wirklich stimmt. Während sie in Gebensbach, weit im Osten, schon „Mahlzeit“ rufen, wirds westlich in Hofkirchen erst allmählich Zeit fürs Einlegen der Weißwürscht. Zeit ist relativ. Und die Wurscht schmeckt in der Mitte, in Moosen, vermutlich am besten. Freitags. Vor zwölf. Ortszeit.

Einstein hat die Relativitätstheorie(n) aufgestellt, wonach u. a. gilt, dass die Zeit nicht an allen Orten gleich schnell vergeht. Je schneller sich ein System bewegt, desto langsamer fließt dort die Zeit. Das kann man messen. Ein Astronaut, der flott um die Erde saust, lebt laut seiner Armbanduhr nach der Rück-

kehr in einer anderen Zeit wie der Rest. Physikalisch nicht ganz korrekt könnte man philosophisch übertragen: Wer immer ganz schnell lebt, bleibt jünger, stirbt möglicherweise auch jünger.

Einstein hat die Zeit auch mit dem Raum verknüpft. Um das zu verstehen, müssten wir allerdings den Raum aller unserer vier Gemeindeteile durchmessen, uns viel Zeit bei den Weißwürschten nehmen und nach der x-ten Halbe Weißbier hätten wir nur eines verstanden: Im Raum können wir vor und zurück, in der Zeit können wir weder vor, noch zurück. Es lässt sich – mit Paulchen Panther aus alten Zeiten – nur an der Uhr drehen, was aber mit der Zeit auch nicht viel ändert, Gerede von der Zeitenwende hin oder her.

Und so ist’s relativ wurscht, was das Zeiteisen festlegt. Wir orientieren uns am Lauf der Sonne und wissen doch: selbst ihr ist unsere Zeitmessung egal. Kehren wir also in gut drei Wochen von der Sommer- zur Normalzeit zurück, in dem Wissen, dass 1. normal auch nur ein Schmarrn ist und 2. wer langsamer tut, zwar schneller altert und – relativ gesehen – früher das Zeitliche segnet, aber trotzdem länger lebt. Zeit wird’s, für die Weißwürscht! _Markus Tremmel