Alle Heiligen und Geister

Keiner weiß so genau, warum und wie es dazu gekommen ist. Aber irgendwie haben in deutschen und bayerischen Landen die großen Feier- und Festtage in den letzten Jahren ein Schwesterchen bekommen respektive einen Bruder. Je nachdem, wen man von beiden nerviger findet.

Hier liegt allerdings der Hauptakzent auf Feiern, auch wenn dieses Ereignis mit einem christlichen Feiertag verbunden ist, nämlich mit Allerheiligen respektive dem Tag davor. Nichts anderes heißt nämlich Halloween. Auch wenn das immer noch kein Grund zum Jubeln ist, zumindest dieses Mal haben wir den Brauch nicht den USA zu verdanken, wenigstens nicht ganz alleine.

Einst von den Iren in den USA eingeführt und dort zu einer Art Independence Day für Grusel-Fans geworden, waren es letztendlich die Franzosen, die in den 90-er Jahren dafür sorgten, dass sich auch in Europa Menschen als Skelette verkleideten, Kürbisse aushöhlten und andere seltsame Dinge taten. Wobei man ihnen wohl zugutehalten muss, dass es ihnen nur darum gegangen ist, einen weiteren Grund für ein kleines 6-Gänge Menü zu haben.

Wie auch immer, jetzt hat Halloween jedenfalls markttechnisch gesehen einen Stellenwert wie Weihnachten oder Ostern. Was bedeutet, dass spätestens am 1. Oktober Regale und Kisten bei den Discountern mit Kürbissen aus Ton, Plastik oder anderen Materialien gefüllt sind, ergänzt selbstverständlich von seinem natürlichen Pendant und diversen anderen Utensilien, die mittlerweile fester Bestandteil für gestandene Halloween-Fans geworden sind.

Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn inzwischen gibt es nicht nur spezielle Web-Seiten, die alles Notwendige und Überflüssige für den Halloween-Fan bieten. Halloween hat längst die Partymeilen erreicht. Kaum eine Disco, die nicht ihre Halloween-Night veranstaltet. Die dann zumeist an einen Thementag im Kindergarten erinnert, weil sich kaum jemand die Mühe macht, sich wenigstens themenkonform einen ausgehöhlten Kürbis über den Kopf zu stülpen.

Selbst die Gastronomie, die ja eigentlich weniger auf ein freakiges Outfit ihrer Kundschaft Wert legt, sieht sich gemüßigt, zumindest eine Kürbis-Suppe auf die Karte zu setzen, wenn nicht sogar Schlimmeres. Hauptsache, es steht irgendwo Halloween drauf und macht den Abend zum Event.

Dabei hat es ja eigentlich ganz vernünftig angefangen. Mit den Kelten nämlich. Behaupten zumindest manche Gelehrte. Richtig losgegangen ist es dann auf jeden Fall mit der Christianisierung. Wie gesagt, einst wurden eben einfach alle Heiligen angerufen. Und dabei natürlich auch Zeichen gesetzt gegen Dämonen. Mit Lichtern und Fratzen und allem, was so dazugehört, um sie zu vertreiben.

Und so könnte man Halloween eigentlich als einen guten Brauch sehen und sogar die ganzen Kürbisse frohen Herzens in Kauf nehmen. Wenn da nicht die Sache mit den Süßigkeiten wäre. Es war ja ganz herzig, wenn ein paar Kinder an der Tür klopften und nach Süßem oder Saurem fragten, um dann mit ein paar Bonbons und einem seligen Lächeln dahinzogen.

Doch inzwischen muss man vor Halloween die Süßigkeiten kiloweise im Keller stapeln, wenn man nicht das Risiko eingehen möchte, dass vielleicht die Haustür mit faulen Eiern beworfen wird. So groß ist der Andrang. Es scheint nicht nur in Limburg mal wieder Zeit für eine neue Bescheidenheit zu sein.

pebe