Lichtmess

Wie man sich täuschen kann. Da geduldet man sich nun seit Jahren gerade mal bis zum 6. Januar, um den mitunter schon leicht nadelnden Weihnachtsbaum vor die Tür zu setzen – gleich nachdem die Sternsinger Salz und Weihrauch gebracht haben. Dabei entpuppt sich das, wenn man sich ein bisschen mit Brauchtum – insbesondere in bayerischen Landen – beschäftigt hat, als kapitaler Fehler respektive total übereilte Handlung. Denn es ist noch Zeit.

Nämlich bis zum 2. Februar. Bis zu Maria Lichtmess also. Was das mangelhafte Wissen vielleicht zumindest erklären kann: Dieser Tag ist kein gesetzlicher Feiertag (mehr) und selten Bestandteil der Urlaubsplanung. Und infolgedessen in der öffentlichen Wahrnehmung nicht unbedingt so fest verankert, sondern vor allem in der katholischen Liturgie.

Wonach die Weihnachtszeit erst an diesem Tag endet, was mit Messen und vielerorts auch mit einer Kerzenweihe gefeiert wird. Soll doch an diesem Tag die Botschaft lauten, dass Jesus das Licht der Welt sei. Und das ist verbunden mit dem Appell an die Menschen, dieses Licht hinaus in die Welt zu tragen.

Seinen Ursprung hat Maria Lichtmess zum einen in antiken römischen Lichterfesten. Zum anderen und wesentlicheren geht es auf ein Reinigungsritual zurück, wonach eine Frau 40 Tage nach der Geburt des ersten Sohnes ein Opfer im Tempel darzubringen hatte. Also auch Maria, die dort mit Joseph an ihrer Seite laut Lukasevangelium auf Simeon und die Prophetin Hanna traf, die Jesus als „ein Licht, das die Heiden erleuchtet“, erkannten. Aus dieser Zeitspanne – 40 Tage nach Christi Geburt – ergibt sich das Datum 2. Februar.

Doch erfinderisch, wie Menschen nun einmal sein können, bekam Maria Lichtmess im Laufe der Jahrhunderte noch manch andere Bedeutung zugesprochen. So wurde zum Beispiel in manchen Regionen am Vorabend gemeinsam gebetet. Und je nachdem, wie die dabei aufgestellten Kerzen abbrannten, bedeutete dies für die- oder denjenigen, der sie angezündet hatte, bei Flackern baldige Krankheit. Verlosch eine Kerze gar vorzeitig, war dies ein Zeichen für den nahenden Tod.

Positiv war es hingegen, wenn sich ein Bauer an Lichtmess die Haare schneiden ließ. Das konnte für gutes Wachstum auf den Feldern sorgen. Andererseits sorgte Handarbeit an diesem Tag sogar für Unheil. Weshalb Friseure an diesem Tag wohl einen schweren Stand hatten.

Freuen konnten sich dagegen vor allem Mägde, Knechte und Dienstboten allgemein. Für sie war der 2. Februar nicht nur der Zahltag für den Jahreslohn, sondern auch der Beginn ihres „Jahresurlaubs“. Der zumeist allerdings nur aus drei Tagen bestand. Aber zumindest war es auch der Tag, an dem sie sich entscheiden konnten, ob sie noch ein weiteres Jahr bleiben oder eine andere Arbeitsstelle suchen wollten.

Was natürlich auch davon abhängen konnte, was die Bauernregeln für diesen Tag verhießen. Besagte doch eine von ihnen: „Wenn es an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell.“

Leider gibt es keine Überlieferung, ob sich am Wetter an Maria Lichtmess auch politische Entwicklungen ablesen lassen. Da bleibt wohl nur, eine oder einen der 14 sogenannten Notheiligen anzurufen. Der Hl. Vitus (zuständig für Geisteskrankheiten) wäre unter Umständen durchaus eine Empfehlung …

pebe