Ja mia san mi’m Radl do

Das hätte sich der gute Freiherr von Drais sicher nicht träumen lassen, dass aus seiner Idee mit den seinerzeit noch etwas holprigen Holzreifen einmal eines der beliebtesten, geschlechterübergreifenden Fortbewegungsmittel in deutschen Landen werden würde, gleich nach Auto und Flugzeug und noch vor dem Bobby-Car.

Insbesondere nach der Winterpause sprießen Fahrradfahrer zwar nicht gerade wie die Pilze aber doch so sicher wie das Grün an den Bäumen in allen Gassen und Straßen. Die zweirädrigen Vehikel bevölkern bei den ersten erträglichen Temperaturen Städte und Ortschaften ebenso wie Landstraßen und Wanderwege. Und manchmal sogar Schnellstraßen.

Eine Entwicklung, die natürlich auch den Kommunen und Landratsämtern aufgefallen ist, weshalb die „weiten Ebenen im Westen“ und die „idyllischen Hügellandschaften im Osten“ unseres schönen Landkreises nun auch entsprechend für den „Radlspaß für alle Ansprüche“ aufbereitet wurden. Nicht nur dass es Radtourenkarten oder eine Radtourenbroschüre für den Landkreis gibt, jetzt bietet das Landratsamt auch eine Aufstellung mit allen Stationen, wo E-Bikes, also elektrisch betriebene Fahrräder, ausgeliehen werden können.

Keine Frage, dass dort auch die Akkus ausgetauscht werden können, damit die oder der E-Biker/in auch bestimmt die nächste Anlaufstation erreicht, wo für das leibliche Wohl gesorgt wird. Denn auch wer nicht allzu viele Kalorien verbraucht, muss doch hin und wieder etwas essen und trinken.

Was mit Sicherheit noch mehr für jene Radfahrer zutrifft, die am liebsten in kleineren und größeren Pulks und eher profimäßig ausgerüstet durch die Landschaft fahren. Dabei ist allerdings nicht unbedingt an Familienausflüge mit Kind und Kegel gedacht. Selbst wenn auch bei diesen natürlich auf eine Ausrüstung geachtet wird, die sich auf dem neuesten Stand der Technik befindet.

Gemeint ist jene Spezies, die einem auch zwischen Sempt und Vils etwas vom Flair einer Tour de France vermittelt und wohl eher keinen Blick für die vielen Sehenswürdigkeiten und kulturellen Highlights hat, die laut Landratsamt „Nahrung für Geist und Seele bieten“. Sie vollbringen, für Außenstehende meist signifikant dokumentiert durch bunte Trikots mit Werbung und Schweiß und eine oft etwas rötliche Gesichtsfarbe, sportliche Höchstleistungen und müssen ganz besonders darauf achten, dass genügend Kalorien und Flüssigkeit zugeführt werden.

Weshalb es insbesondere in Hinblick auf diesen Trend vielleicht noch von Vorteil wäre, wenn es – beispielweise zusätzlich zu den natürlich auch existierenden Wanderkarten für die Verfechter einer etwas behäbigeren Fortbewegung zu Fuß – eine extra Broschüre für Rad-Rennstrecken im Landkreis gäbe. Schließlich suchen ja auch nicht wenige Menschen aus der nahen bayerischen Metropole, die sich nicht so gut auskennen, auf diese Weise Erholung von den innerstädtischen Verkehrsstaus.

Und deshalb noch die Empfehlung, vielleicht auch ein paar Rad- respektive Wanderwege zusammen zu stellen, die möglichst ohne Kurven und Kreuzungen auskommen. Denn man sieht auch immer mehr Radfahrer und Wanderer, die es offensichtlich bevorzugen, sich auf ihrem Smartphone auf Google Earth die Landschaft anzusehen. Wenn die mit einer Tour de France-Radlergruppe zusammentreffen, das könnte übel ausgehen.

pebe