Blaues Wasser – grüner Schatten: Das Waldbad

Die warme Sonne auf der Haut spüren. Vielleicht gerade auf dem Smartphone – und natürlich mit Kopfhörer, um Nachbarn nicht zu stören – Hits aus den 70er Jahren hören. Mit fröhlichem Kinderlachen als Background. Und nebenbei überlegen, ob man sich jetzt ein Eis holen soll. Oder vielleicht doch lieber eine Bratwurst. Auf jeden Fall aber ein erfrischendes Getränk – und dann mal wieder eine Runde schwimmen.

Wer diesen Sommertraum im Kopf hat, dem sollte man unbedingt empfehlen: Warum denn in die Ferne schweifen, womöglich stundenlang im Stau stehen. Wenn doch das Waldbad so nah liegt. Und das seit nunmehr exakt 50 Jahren. Damit ist das Taufkirchener Waldbad, das ja durchaus und immer noch seinen Namen zu Recht hat, einer jener ganz seltenen Fälle, in denen etwas in die Jahre gekommen ist, aber trotzdem jünger, frischer und moderner daherkommt denn je.

Aber das liegt vielleicht auch daran, dass das Waldbad eben ein richtiger 68er ist, durch Eigeninitiative – nämlich der Gemeinde – entstand, und tapfer den Strömungen des Gigantismus widerstand. Weshalb es noch immer ein Familienbad ist und nicht der Versuchung erlag, die Liegewiesen mit den größten Rutschen der Welt zuzupflastern, um Besucher aus sonst woher anzulocken.

Was natürlich die kleinen und auch die schon etwas größeren Wasserratten aus der näheren Umgebung besonders freut, denn so haben sie mit der durchaus auch imposanten vorhandenen Rutsche ihren ungetrübten Spaß. Während der Papa im wettbewerbstauglichen 50-m-Becken neue Rekorde aufstellen oder auch beim Sprung von der 5-m-Plattform der staunenden Menge seinen Sixpack präsentieren kann.

Womit schon mal ein guter Teil an Klischees abgearbeitet wäre, und wir mal wieder auf den Boden des Waldbades zurück kehren wollen. Denn ersten stellen heutzutage natürlich auch Frauen und Kinder Schwimm-Rekorde auf und springen aus jeglicher Höhe.

Und zweitens sind ja auch Minigolf, Tischtennis, Volleyball oder ein kleines Fußballfeld gute gender-übergreifende Gelegenheiten, um einen sonnigen Tag bei bester Laune zu verbringen. Wohingegen man für das Ersteigen des ebenfalls inzwischen vorhandenen Kletterturms zwar kein Reinhold Messner sein muss, aber einige physischen Voraussetzungen durchaus von Vorteil sein können.

Aber trotz all dieser Angebote und Möglichkeiten zum Zeitvertrieb und zur Körperertüchtigung soll an dieser Stelle nicht vergessen werden, dass über das gemeinsame Erlebnis hinaus dieses Waldbad schon von der ersten Stunde an eine weitere soziale Komponente hatte. Denn welcher Ort ist für das Knüpfen erster zarter Bande besser geeignet als ein Freibad. Das Abkühlung bietet, wenn sich Gemüter zu sehr erhitzen. Wo sich die Menschen so zeigen, wie sie sind – und nicht wie mit einem Computerprogramm optimiert. Und wo der Frühling sein blaues Band auch noch im Hochsommer durch die Lüfte flattern lässt.

Das Waldbad war auch dank Konzerten und anderer Events schon immer eine echte Alternative zu einem Dating-Portal. Dass es heutzutage am Beckenrand ebenso wie auf der grünen Wiese kostenloses WLan gibt, steht dazu nicht im Widerspruch. Aber bitte daran denken: Smartphones können selten schwimmen.

pebe