Peter und Paul

Keine Frage, so eine Schwangerschaft und die daraus resultierende Geburt sind für Eltern ja doch eher eine Ausnahmesituation und mitunter mit viel Aufregung verbunden. Da erscheint es nur naheliegend, dass sich manche nicht auch noch zeitaufwendig mit der Namenssuche für den neuen Erdenbürger beschäftigen wollen, ganz zu schweigen von dem Gefahrenpotential, das in der Namenssuche liegt.

Schließlich kann sie zur Zerreißprobe für eine Beziehung werden, insbesondere wenn Mann darauf beharrt, dass der Stammhalter wie sein Ur-Großvater Adolf heißen soll, oder Frau unbedingt das Töchterlein Audrey nennen möchte, weil sie gerne selber schon immer wie die Hepburn ausgesehen hätte. Aber eigentlich eher so der Berta-Typ ist, und natürlich die Aussicht besteht, dass der Nachwuchs nach ihr gerät. Womit natürlich keiner dieser Namensträger diskriminiert werden soll.

Aber Geschmäcker verändern sich eben und die Vorliebe für gewisse Namen natürlich auch. Also sei es um Zerwürfnisse zu vermeiden oder aus Zeitmangel, es griffen und greifen durchaus Eltern nach dem rettenden Strohhalm und verpassen dem Kind einfach den Namen, der am Tage der Geburt im Kalender steht. Oder präziser gesagt, des Heiligen, der an diesem Tag gestorben ist. Das klingt jetzt zwar etwas makaber. Es ist aber so, dass zum Beispiel der Hl. Pankratius am 12. Mai gestorben ist, und der 12. Mai eben der Namenstag für alle Pankratiusse ist.

Weshalb man nur allen Mädchen gratulieren kann, dass sich ihre Eltern mehr Mühe gegeben haben, wenn sie am 10. Februar oder am 24. Dezember geboren wurden. Wenn nicht, würden sie nämlich Scholastika und womöglich Tarsilla heißen. Oder Jungs, die am 11. Mai oder 26. April geboren wurden, würden infolgedessen Manertus oder Tertullian genannt werden. Da sind doch sogar noch Namen wie Kevin oder Michelle besser.

Das Perfideste an der Orientierung an den Heiligen und ihren Namenstagen ist aber, dass damit von Eltern auch richtig gespart werden kann. Schließlich war und ist es nicht nur in bäuerlichen, bayerischen Regionen durchaus Brauch, sowohl Namenstag als auch Geburtstag zu feiern, war doch früher der Namenstag als noch wichtiger angesehen als der Geburtstag. Fallen also beide Tage auf dasselbe Datum, gäbe es natürlich nur einmal Geschenke.

Weshalb wohl sicher manch betroffenes Kind je nach Geschlecht sagen würde, dann will ich doch lieber noch Maria oder Josef heißen, Hauptsache ich habe nicht am Namenstag Geburtstag. Das Schlimmste, was Eltern einem Kind antun könnten, wäre also, die Geburt auf den 24. Dezember zu zirkeln und das Kind dann Constanza oder Hanno zu nennen. Aber so etwas bringt ja nun wirklich kein Mensch übers Herz.

Allen, bei denen sich Geburtstag und Namenstag überschneiden, oder die aus irgendeinem anderen Grund nicht ganz zufrieden sind mit ihrem Vornamen, sei jedenfalls Trost zugesprochen. Denn wenn aus den Kindern erst mal mehr oder minder Erwachsene geworden sind, und sie eine Beziehung eingehen, verheiratet sind, dann heißen sie auf einmal Mausi oder Schneckerl und Bärchen oder Schnuffel. Und für die gibt es gar keine Namenstage.

pebe