Gewerbe zum Anfassen

Ein zugegebenermaßen etwas älteres deutsches Universal-Wörterbuch
kennt sie zwar nicht. Aber idyllische Städtchen haben sie
ebenso wie graue Industrieorte oder Metropolen, und auch in Taufkirchen
gibt es sie. Die Rede ist von einer Gewerbeschau, wie sie jetzt
wieder in der Vilsgemeinde auf dem Programm steht.

Die Art des Gewerbes
ist dabei völlig unerheblich. Schließlich
geht es doch vor allem darum, mal wieder darauf aufmerksam zu
machen, dass es vieles von dem, was in diesen Zeiten der Globalisierung,
des Internets und der gigantischen Einkaufscenter auf irgend
einer weit entfernten Wiese angeboten wird, auch zu Hause vor
der Haustür
gibt.

Und selbst wenn einen in diesem Fall das Internet gänzlich
im Stich lässt und offensichtlich noch kein BWL-Student
auf die Idee gekommen ist, seine Magisterarbeit zu diesem Thema
zu schreiben, es fällt nicht schwer, den Ursprüngen
der Gewerbeschauen nachzuspüren. Denn erstens gibt es sie
eigentlich schon sehr viel länger als den Begriff. Bezeichnet
man doch als Gewerbe „nichtlandwirtschaftliche Tätigkeiten,
wirtschaftlich selbstständig ausgeübt“ und datiert
sein Entstehen auf das späte Mittelalter, als die ersten
Zünfte entstanden.

Und zweitens gibt uns zum Beispiel das
niederbayerische Straubing einen Hinweis, wie es zu Gewerbeschauen
kam. Dort ist die Gewerbeschau nämlich im Umfeld des sogar
in Oberbayern bekannten Gäubodenfestes
entstanden und inzwischen ein fester Bestandteil desselben. Macht
ja schließlich auch Sinn. Wenn gefeiert wird, kommen die
Menschen zusammen. Und wenn ein Handwerksbetrieb zeigen will,
was er kann, dann ist das doch die beste Gelegenheit.

Am Beispiel
Taufkirchen zeigt sich allerdings, dass Gewerbeschauen trotz
eBay, Handwerkerauktionen und irgendwelcher Globalplayer inzwischen
so attraktiv sind, dass die Leute kommen, auch wenn nicht nebenan
mit Blasmusik gefeiert wird. Und vielleicht auch, weil sie schon
von jener Anekdote gehört haben, in der ein
Mensch unserer Tage im Internet nach einem Handwerksbetrieb suchte
und auch prompt das richtige fand. Um dann überrascht festzustellen,
dass dieser in seiner Stadt und ausgerechnet auf der gegenüberliegenden
Straßenseite ansässig war.

Man weiß natürlich
nicht, ob diese Anekdote nicht vielleicht von berufsmäßigen
Veranstaltern von Gewerbeschauen in die Welt gesetzt worden ist.
Sicher ist aber, dass sie einem zu denken geben sollte. Denn
schließlich ist ja so eine Kommune
noch ein bisschen mehr als nur eine Ansammlung von Behausungen
und Betrieben.

Eigentlich sollte es ja auch eine Gemeinschaft
sein. Weshalb man vielleicht auch mal einen Auftrag an einen
heimischen Dienstleister vergeben sollte, obwohl der kein Geiz-ist-geil-Logo
hat. Manchmal ist es einfach wichtiger zu wissen, wo ein „Produkt“ herkommt.
Und vielleicht auch die Menschen zu kennen, die dafür gerade
stehen.

pebe