WARUM WIR KAPPEN BRAUCHEN …

… UND WORAN UNS DER FASCHING ERINNERT

Vor 65 Jahren, im Februar 1959, hat’s in Taufkirchen einen Faschingsumzug gegeben, der als „Lustiges Traktorenfahren“ angekündigt war. Demnach waren die Bauern heuer fast ein bisserl zu früh dran, aber vielleicht war das 2024er Traktorenfahren nicht so lustig gemeint wie damals …

Schon um die Jahrhundertwende muss es hoch hergegangen sein, denn es kündigte die Dorfener Zeitung 1906 für den Unsinnigen Donnerstag an: „Da die Bürgerschaft von Taufkirchen bei solchen Anlässen keine Kosten und Mühen scheut, so wird der heurige Maskenzug an Großartigkeit den im Vorjahr weit übertreffen und dürfte es das Publikum der ganzen Umgebung gewiss nicht reuen, nach Taufkirchen zu pilgern, es findet volle Befriedigung.“

Damals war Deutschland noch ein Kaiserreich, aber einen Kaiser haben wir seit ein paar Wochen nicht mehr. Das ist schade. Dem Reich trauern wir weniger hinterher (ein paar Karnevalisten schon).

Es hat Taufkirchener Jahre mit und ohne Prinzenpaare gegeben, Jahre voller Faschingsballkalender (1962 z.B. über 20 allein in Taufkirchen, mit solchen wie dem Ball der Landsmannschaften, dem der Kraftfahrer, der Feuerwehr, der Heimkehrer, der Molkerei, der Weber, Schreiner, Reiter …). Um 1970 herum wieder ein Aufflackern der Faschingsumzüge, um dann für 30 Jahre zu erlöschen, bis 2000.

Lassen wir uns überraschen, wie der „heurige Maskenzug“ des Jahres 2024 am Faschingssonntag (11.02.) wird! Es ist davon auszugehen, dass man die Ampeln demontiert, damit die Traktoren der Gespanne sich nicht dran stoßen. Kritik „an denen da oben“ hatte schon immer ein Ventil im Fasching. Aber längst darf man auch außerhalb des Karnevals sagen, was man kritisch denkt. Eine Errungenschaft der Demokratie gegenüber den (Kaiser-)Reichen vergangener und Diktaturen heutiger Tage!

Eine Besonderheit unserer Gegend scheinen mir die sogenannten Kappenabende (in Wambach z.B. am 10.02.). Da hat man sich, zumindest früher, einfach eine lustige Pappkappe aufgesetzt und schon war’s zünftig beim Wirt. Sich Gemeinschaftssinn stiftend kollektiv zum Deppen zu machen, hat schon auch was. Die Erkenntnis geht uns vielleicht im echten Leben ein bisserl ab: Wir sind alle gleich narrisch. _Markus Tremmel