Kinder wissen es schon ganz genau und auch wer einkaufen
geht, kann nicht darüber hinwegsehen: Weihnachten steht wieder
vor der Tür. Allüberall ist es unübersehbar, auch
wenn über den Tannenwipfeln noch nicht allerorten die Lichtlein
der Außen-Mini-Lichterkette mit Sicherheitstrafo blitzen.
Und genauso unerbittlich wie jetzt Adventskranz und Plätzchen
auf uns zukommen, so wird man in dieser angeblich so staaden Zeit
von einer Frage verfolgt:
Was wünscht du dir dieses Jahr?
Selbst wer wunschlos glücklich ist, entkommt da
nicht, denn er wird trotzdem von Tanten, Müttern oder Kindern
gefragt werden. Und dieses Jahr ist die Antwort wohl schwieriger
denn je. Schließlich soll es ja ein Wunsch sein, der irgendwie
erfüllbar ist.
Aber nicht wenige wünschen sich eigentlich nichts
sehnlicher als endlich wieder Arbeit zu bekommen. Für andere
wäre Gesundheit das Wichtigste. Und wer in Taufkirchen in der
Landshuter Straße wohnt, hat vielleicht nur einen einzigen
Wunsch, nämlich eine Ortsumgehung.
Aber da schüttelt der Josef den Kopf und sagt
zu seiner Frau Maria: Alles kannst du haben, aber das geht nicht.
Denn die Zeiten sind schwer, weshalb ich mir auch nicht das neue
Flaggschiff unseres heimatlichen weißblauen Autoherstellers
wünsche sondern nur ein Exemplar aus der 5-Reihe.
Es ist die neue Bescheidenheit, die um sich greift
und manchem Kind die Tränen in die Augen treibt. Kein Flat-Screen-Fernseher,
damit die Spiele von der Play-Station II noch brillanter rüberkommen?
Auch der DVD-Player für’s Kinderzimmer, eigentlich unverzichtbar,
um den ersten Teil der Harry-Potter-Endloslogie endlich auch zu
Hause genießen zu können, steht in vielen Familien auf
der Kippe.
Was aber noch schlimmer sein kann als das Verbreiten
solcher Hiobsbotschaften, das ist ein Kind, das auf die Frage nach
seinen Weihnachts-Wünschen antwortet: Ich weiß nicht,
ich habe doch alles, was ich brauche. Da wird mit einem Schlag das
ganze Weihnachtsfest in Frage gestellt, zumindest das Weihnachtsfest
wie wir es feiern. Nämlich als Geschenk-Orgie. Als Kompensationsgeschäft
für entgangene Freuden. Als Teufelskreis mit zwei Fahrtrichtungen:
Wenn du mir was schenkst, muss ich dir auch was schenken. Und umgekehrt.
Dabei wäre es eigentlich doch gar nicht so schwierig.
Wenn man sich das ganze Jahr kleine Geschenke machen würde,
Geschenke, die nicht viel kosten, vielleicht nicht einmal den Geldbeutel
belasten, aber für glänzende Augen sorgen und gute Stimmung.
Dann wäre an Weihnachten einfach der Druck nicht so groß.
Es gäbe keinen Nachholbedarf und weniger das Gefühl, dass
man unter’m Tannenbaum seine zwischenmenschlichen Sozialabgaben
entrichten muss.
Es gäbe so viel, was man das ganze Jahr über
schenken könnte, und wenn es einfach nur etwas Freundlichkeit
und Aufmerksamkeit wäre, dass man Weihnachten gar nicht mehr
dazu bräuchte. Und dann könnte man sich wieder so richtig
darauf konzentrieren Weihnachten zu feiern. Als ob es ein Geschenk
wäre. pebe