Ostern vor der Tür

Ostern – für die christlichen Kirchen ist es das
älteste und höchste Fest, das im Gegensatz zu anderen
hohen kirchlichen Feiertagen an kein festes Datum gebunden ist.
Zur Abgrenzung vom jüdischen Passahfest wurde es schon sehr
früh, auf dem Konzil von Nizäa im Jahre 325, auf den Sonntag
nach dem ersten Vollmond im Frühling festgelegt.

Nicht gesichert ist, woher sich der Name Ostern ableitet.
Da ist einmal die These von einer Beziehung zur Himmelsrichtung
Osten. Im Sonnenaufgang spiegeln sich die christlichen Glaubensvorstellungen
von Kreuzigung und Auferstehung Christi wieder. Die Blicke der Frauen
am leeren Grab Jesu waren nach Osten gerichtet, von wo her sie den
Erlöser erwarteten; daher auch die Ausrichtung der Kirchen
nach Osten.

Nach einer anderen Deutung soll die germanische Frühlingsgöttin
Ostera Namenspatronin für die Bezeichnung Ostern sein. Zu ihrem
Fest wurde angeblich die grünende Erde ebenso gefeiert wie
die Morgenröte, die ab Frühlingsbeginn Tage länger
als die Nächte bringt.

Ob christlich oder heidnisch: Vielerlei Bräuche
ranken sich um das Fest. Zunächst wäre da der Palmesel
zu nennen, der Langschläfer der Familie am Palmsonntag, gefolgt
von Karfreitagsprozessionen und -ratschen, Osterfeuer und -kerze,
Osterlamm, Osterritten und natürlich den Ostereiern, die seit
dem 17. Jahrhundert der Osterhase versteckt.

Das Brauchtum der Ostereier geht unter anderem auf
die im Mittelalter übliche Bezahlung der Zinsen und Abgaben
mit Eiern an Gründonnerstag zurück. Der Fund eines bemalten
Eies aus dem vierten Jahrhundert lässt auf eine alte Tradition
des Eiermalens schließen.

Heute ist ein Industriezweig daraus geworden wie aus
manchem anderen auch. Obwohl der Kommerzdruck (noch) deutlich niedriger
als in der Weihnachtszeit liegt: Um die jährliche Invasion
von Schoko-Osterhasen kommen wir nicht herum.

Noch eins hat an Ostern Konjunktur – Häschenwitze.
Unter Osterhasen kursieren sie etwas abgewandelt: Kommt ein Huhn
in den Elektroladen: „Ich hätte gern ’ne Legebatterie!“

Auch Bauernregeln beschäftigen sich mit dem Osterfest:
„Lichtmeß im Klee, Ostern im Schnee.“ Ja, wenn das
mit dem Wetter so einfach wäre.

Schließlich noch ein Blick über die Grenzen:
Keinem Brauchtum, sondern ihrer Entdeckung an Ostern des Jahres
1722 verdankt die Osterinsel im Pazifik ihren Namen. Ansonsten findet
man Osterbräuche rund um den Globus: Die Berner treffen sich
am Ostersonntag in der Altstadt zum „Eiertütschen“,
in Schweden vertreibt man mit Osterfeuer die Osterhexen, die Mexikaner
feiern gleich zwei Wochen mit Prozessionen, Trara und Feuerwerkskörpern,
und im Weißen Haus in Washington ist es seit 100 Jahren Sitte,
am Ostermontag auf einem Gartenhang Eier hinunter rollen zu lassen.
Ein Brauch übrigens, den auch die Ostfriesen pflegen – kein
Witz.

Bei der amerikanischen Variante hält sich hartnäckig
das Gerücht, jedes Kullerobjekt rolle für den Eierkopf
eines Politikers. So passend diese Vorstellung mancher finden mag:
Offiziell bestätigt wurde sie bisher nicht …     (sm)