Vielleicht ist es ja sinnvoll, sich mit dem Begriff erst einmal semantisch auseinander zu setzen, also zu fragen, was das überhaupt heißt. Auch wenn inzwischen schon Kinder Chinesisch oder Russisch lernen, je nachdem welche berufliche Laufbahn für sie von den Eltern vorgesehen wird, das Bairische ist ja mitunter trotzdem noch der Einen oder dem Anderen ein mehr oder minder großes Buch mit sieben Siegeln.
Dabei ist es in dem vorliegenden Fall eigentlich doch recht einfach. Insbesondere für alle Menschen, die schon vor der Tagesschau fernsehen und im Besonderen das Vorabendprogramm des öffentlich-rechtlichen Bayerischen Fernsehens einschalten. Um nicht zu sagen, dass man an dieser Sendung fast nicht vorbeikommt, wenn es um diesen Begriff geht.
Schließlich handelt es sich um eine Serie, inzwischen bei Folge 1.668 angekommen, die jede Woche und höchst erfolgreich von Montag bis Donnerstag eben unter dem Titel „Dahoam is Dahoam“ zu sehen ist. Was nicht zuletzt belegt, wie wichtig dieser Begriff für Bayern an sich und vielleicht auch für die meisten anderen Menschen ist.
Denn spätestens, wenn man nicht mehr daheim ist – und nichts anderes heißt ja „dahoam“, auch wenn es aus manchem Mund manchmal einen leicht thailändischen Klang hat – dann wird einem so richtig bewusst, was es damit auf sich hat. Schließlich ist es ja wunderschön, ferne Gestade, Länder und Menschen kennen zu lernen. Aber was dem Menschen wirklich wichtig ist, was er braucht, das ist ein Zuhause, ein Ort, an dem er sich „daheim“ fühlt.
Und ganz besonders Bayern brauchen ihr gewohntes Umfeld: Den Wirt, den Metzger ihrer Wahl, Frau und Kinder und Freunde, den Supermarkt, wo sie gerne ein bisschen an der Kasse ratschen. Was auch nicht unwichtiger wird, wenn es bisweilen durchaus auch mal den einen oder anderen Grund gibt, dass einem irgendetwas auf den Geist geht. Und ja irgendwie auch anderen Menschen so passiert.
Aber dann gibt es da doch noch einen ganz großen Unterschied. Während das hochdeutsche „daheim“ oder „zu Hause“ ja eher etwas staksig daherkommt, um nicht zu sagen ohne allzu große Emotion, wird dieses bairische „dahoam is dahoam“ doch geradezu – und quasi nicht nur im übertragenen Sinne – von den Schwingen tiefster Überzeugung hoch hinauf in den weiß-blauen Himmel getragen.
Dieses „dahoam is dahoam“ kommt ebenso aus tiefster bairischer Seele wie das berühmte „mia san mia“ und es hat denselben Grundtenor: Da schwingt der ganze Stolz mit auf dieses schöne Bayernland. Und vor allem sind dies beides Synonyme für die bairische Lebensart, also für Dirndl und Lederhose und Herrgottswinkel und ein süffiges Bier in geselliger Runde.
Verbunden allerdings auch mit einer ganz subtilen und freundlichen Warnung. Nämlich, dass es niemand gibt, der zu bestimmen hat, was in diesem „zu Hause“ zu passieren hat oder wer vielleicht zu Besuch kommen darf. Nur wer da „dahoam“ ist, hat das Sagen.
Wenn also jemand partout keine Einladung bekommt und trotzdem unbedingt wissen will, wie es so „dahoam“ ausschaut, da hat er nur eine Chance. Dann muss er halt nach Lansing kommen. Also das Vorabendprogramm des Bayerischen Fernsehens einschalten. Weil mia san mia und do samma dahoam.
pebe